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Konrad Peutinger | 229
Humanismus rasch und nachhaltig in Augsburg etablieren konnte, ist als Hauptver-
dienst Peutingers zu werten.981
Wie bereits dargelegt, bestand auch zwischen Johannes Fuchsmagen und Konrad
Peutinger eine enge Verbindung, die sich nicht auf ihre gemeinsame langjährige
Tätigkeit für Maximilian I. beschränkte.982 Besondere Bedeutung für die Nachwelt
erlangten die beiden Männer durch ihre Sammlungen von Inschriftoriginalen, hand-
schriftlichen und gedruckten Büchern in ihren Häusern in Wien bzw. Augsburg.983
Seine Bibliothek konnte Peutinger im Lauf seiner 82 Lebensjahre durch Zukäufe,
Schenkungen sowie eigene und in Auftrag gegebene Abschriften zu einer der größ-
ten und bedeutendsten seiner Zeit ausbauen. Um die rund 10.000 einzelnen Be-
standstitel überblicken und gezielt nutzen zu können, verfasste er eigenhändig zwei
wertvolle Kataloge nach innovativer, teilweise heute noch verwendeter Systematik.984
Von größter Relevanz für die humanistische Strömung in Süddeutschland, vor allem
aber in Augsburg, sind seine erstmals 1505 im Druck erschienen Inschriften der
Stadt: „Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius dioecesi“. Mit die-
ser pionierhaften Publikation ‒ es handelt sich um die älteste gedruckte Sammlung
mit ausschließlich epigraphischem Inhalt ‒ hat sich neben zahlreichen anderen
ForscherInnen Martin Ott intensiv auseinandergesetzt. Er wies ausführlich nach,
dass sich Peutinger damit in die italienische Tradition einer topographisch motivier-
ten Inschriftensammlung eingereiht hat.985
981 Sein regionales, aber auch überregionales Netzwerk, die „sodalitas Augustana“, wird deshalb auch
häufig „sodalitas Peutingeriana“ genannt. Vgl. dazu Jan-Dirk Müller, Konrad Peutinger und die
Sodalitas Peutingeriana, in: Stephan Füssel, Jan Pirožyński (Hrsg.), Der polnische Humanismus und die
europäischen Sodalitäten (Pirckheimer Jahrbuch für Renaissance- und Humanismusforschung 12),
Wiesbaden 1997, 167–186.
982 Vgl. v. a. Kap. 3.4. Für Peutinger sind ab 1488 Kontakte zu Maximilian I. nachweisbar, für Fuchs-
magen bereits ab 1485.
983 Dass Pomponio Leto bei der Sammlung antiker Steine Vorbild für Konrad Peutinger war, konnte
bereits nachgewiesen werden: Siehe dazu Busch, Antikensammlungen 11–16, sowie darauf Bezug
nehmend Ott, Entdeckung des Altertums 92–93 und 112; vgl. ferner Trillitzsch, Renaissance-Humanis-
mus 92. Es ist durchaus davon auszugehen, dass auch Peutinger für Fuchsmagen in dieser Hin-
sicht prägend geworden ist.
984 Katalog I (um 1515, Nachträge bis 1522/23) und Katalog II (1523, Nachträge bis 1540/45). Als CLM
4021b und 4021c werden die Kataloge nunmehr in der BSB München aufbewahrt. Sie bilden eine
unverzichtbare Grundlage für die Rekonstruktion und Analyse seiner Bibliothek, die – mit er-
zwungenen Unterbrechungen – seit 1994 in einem breit angelegten Forschungsvorhaben verfolgt
wird. Zwei Teilpublikationen betreffend die Edition von Peutingers handschriftlichen Katalogen
samt Kurzbeschreibung der rekonstruierten bzw. erhaltenen Bestände sind bereits erschienen:
Jochen Brüning u. a. (Hrsg.), Die Bibliothek und der handschriftliche Nachlass Konrad Peutingers I: Die
autographen Kataloge Peutingers. Der nicht-juristische Bibliotheksteil, bearb. von Hans-Jörg Künast
und Helmuth Zäh (Studia Augustana 11), Tübingen 2003. Bd. II: Die autographen Kataloge
Peutingers. Der juristische Bibliotheksteil, bearb. v. Hans-Jörg Künast und Helmut Zäh in Verbin-
dung mit Uta Goerlitz und Christoph Petersen (Studia Augustana 14), Tübingen 2005.
985 Ott, Entdeckung des Altertums 165–170 sowie ders., Konrad Peutinger und die Inschriften des römischen
Augsburg. Die „Romanae vetustatis fragmenta" von 1505 im Kontext des gelehrten Wissens nördlich und
südlich der Alpen, in: Gernot Michael Müller (Hrsg.), Humanismus und Renaissance in Augsburg. Kul-
turgeschichte einer Stadt zwischen Spätmittelalter und Dreißigjährigem Krieg (Frühe Neuzeit 144),
Berlin/New York 2010, 275–289. Zur Besonderheit des Druckes von Peutingers Sammlung siehe
auch Christopher S. Wood, Early Archeology and the Book Trade: The Case of Peutinger’s Romanae
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548