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Konrad Peutinger | 263
Als weiterer Hinweis für eine Beziehung zwischen diesen Überlieferungsträgern ist
zu erwähnen, dass Peutingers Handschrift Cod. H 24 an manchen für unseren Kon-
text relevanten Stellen eine zusätzliche Textvariante enthält, und zwar genau jene,
die im Prager Codex zu finden ist: So lautet eine Namensform sowohl im Prager
Codex als auch in der Augsburger Handschrift bei CIL III 4920 „TERTULIAE“, doch
hat Peutinger das „i“ durchgestrichen und damit den Namen zur richtigen Variante
„Tertul(l)ae“ korrigiert.1164 Bei der in beiden Handschriften nachfolgenden Inschrift
CIL III 4784 hat er zusätzlich zu der von ihm überlieferten (und korrekten) Form
„AVG“ die alternierende und im Prager Codex überlieferte Variante „AVO“ inter-
linear ergänzt.1165
Peutinger und Fuchsmagen müssen demnach auf dasselbe, in ihren gemeinsamen
Humanistenkreisen zirkulierende Ausgangsmaterial zurückgegriffen haben, aber
offenbar zu (geringfügig) abweichenden Zeitpunkten bzw. in unterschiedlichen
Stadien des Weiterreichens einzelner Abschriften. Nur so sind bei gleichzeitiger Ähn-
lichkeit die teilweise markanten Unterschiede zu erklären, die manchmal Peutingers
Handschrift, manchmal den Prager Codex näher am Original erscheinen lassen.
Allein aufgrund der Anordnung der „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ im Cod. H 24
geht hervor, dass Peutinger dieses Ausgangsmaterial jeweils sehr unmittelbar und
unverändert in seine Handschrift übernommen hat (wie auch die Augustinus-
Tyfernus-Inschriften), während es von Fuchsmagen zusammen mit weiteren Ab-
schriften zu einer bewusst arrangierten Sammlung weiter verarbeitet worden ist. Mit
einiger Sicherheit ist sogar anzunehmen, dass für die Anfertigung des Perga-
mentcodex auf Basis der einzelnen Teilquellen eine weitere, bis dato unbekannte
Handschrift erstellt worden ist, die dem Haupt-Schreiber des Codex (Hand I) als
Vorlage gedient hat. Naturgemäß bot sich durch diesen Zwischenschritt Gelegenheit
für (weitere) Abschreibfehler, die zusätzliche Unterschiede zwischen dem Prager
Codex und Peutingers Handschrift(en) entstehen ließen.1166
Für die teilweise frappierenden Unterschiede bei den Ortsangaben reicht dieses
Erklärungsmodell allerdings nicht aus. Vielmehr müssen hier zwei weitere Faktoren
eine Rolle gespielt haben: Zunächst haben sich abweichende Lokalisierungen wie
erwähnt durch eine fehlerhafte Einordnung in der Prager Handschrift ergeben.1167
Die differierenden Ortsangaben der übrigen Inschriften können allerdings nur durch
ungenaue, wohl mündlich weitergegebene Informationen zu den Inschriftenfund-
orten, vermutlich durch unterschiedliche Personen, entstanden sein. Ein derartiges
Szenario ist angesichts des humanistischen Netzwerkes, in dem Fuchsmagen nach-
weislich einen zentralen Knotenpunkt darstellte, mehr als nur wahrscheinlich. Zu-
1164 SuStBA, 2°Cod. H 24, fol. 57vb,3 bzw. CP XIII G 14, fol. 188r.
1165 SuStBA, 2°Cod. H 24, fol. 57vb,4 bzw. CP XIII G 14, fol. 188r,1.
1166 Hierbei wäre etwa an Varianten wie „FVSC“ im Prager Codex und „susc(epit)“ bei Peutinger zu
denken. Siehe dazu oben.
1167 Vgl. v. a. die obigen Ausführungen zu den Inschriften CIL III 4920 und 4784.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548