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276 | Johannes Choler
Bartholomaeus Amantius an Konrad Peutinger vom 24. April 1534 sehr positiv
erwähnt. Darin informiert Amantius den Augsburger Stadtschreiber, dass er dessen
(1520 in erweiterter Form gedruckte) Inschriftensammlung mit von Choler ergänz-
ten Abschriften neuerlich in seinem und Apianus´ Werk publiziert hat.1237
In diese Inscriptiones sacrosanctae vetustatis wurden auch einige andere Briefe aufge-
nommen, die Wissenswertes über Cholers Verhältnis zu und seine Beschäftigung mit
epigraphischen Quellen enthalten. So betont dieser selbst in seinem teils sehr litera-
risch gehaltenem Schreiben an die Herausgeber, wie wichtig es sei, die Eigenheiten
in Sprache und Schrift der Inschriften zu beachten und klagt, wie viel ahnungslose
Laien beim Versuch einer „Korrektur“ zugrunde richten können.1238 Nach Cholers
Ansicht ist die Gefahr, dass der Text durch den Druck verdorben wird, bei Inschrif-
ten besonders groß, weil es mitunter schon genüge, einen einzigen Buchstaben zu
verändern, um die formalen und sprachlichen Besonderheiten, für die es weder
grammatikalische noch orthographische Regeln gäbe, unkenntlich zu machen:
„Habent sane, vetustae eae inscriptiones proprium fere catalectum, notas peculiares, et cer-
tum dicendi genus, in quo nec orthographia nec aliae gramaticorum servantur leges.“1239
Schließlich führt er mögliche Unterschiede im Schriftbild auf eine unterschiedliche
chronologische wie geographische Herkunft der Inschriften aus unterschiedlichen
Provinzen und Epochen zurück, was seiner Meinung nach einem aufmerksamen
Beobachter sofort auffallen würde: „Denique literarum formam non raro pro temporum
ratione mutatam, quibus omnibus subinde non aetatum modo, sed et locorum mutatio et pro-
vinciarum diversitas deprehenditur. Quum aliter Italica quam Germanica expressa sint
epitaphia, aliter item Illirica quam Hispanica, aliter Gallica quam Pannonica, quod diligenti
rerum antiquarum observatori continuo obviam erit et cognitu facile.“1240 Diese Formu-
lierungen lassen unterschwellig den Eindruck entstehen, dass sich Choler selbst zu
den epigraphisch Kundigen zählt – offenbar auch nicht ganz unberechtigt, denn
seine Arbeit dürfte zumindest bei Apianus und Amantius große Anerkennung ge-
funden haben: In der an den Mäzen Raymund Fugger gerichteten Widmung des
Werkes wird Cholers Name gegenüber anderen Personen deutlich hervorgehoben –
nicht einmal so sehr dadurch, dass er mit Raymund Fugger im selben Atemzug er-
wähnt wird, weil beide die Herausgeber des Werkes wiederholt zu dessen Publi-
kation aufgefordert hätten, sondern weil gerade ihm von all denen, die Inschriften-
kopien beigesteuert haben1241, mit Abstand der größte Respekt gezollt wird. So soll
sich Choler gerade beim Erforschen von Altertümern als besonders scharfsinnig aus-
gezeichnet haben („in antiquitatibus perscrutandis [...] sagacissimus“)1242.
1237 König, Peutingerbriefe 467–468 (Nr. 284).
1238 Apianus/Amantius, Inscriptiones 25.
1239 Apianus/Amantius, Inscriptiones 25.
1240 Apianus/Amantius, Inscriptiones 25.
1241 In diesem Zusammenhang werden die Namen von Konrad Peutinger, Johann Wilhelm von
Laubenberg zu Wagegg, Willibald Pirkheimer und dessen Sekretär Andreas Rutellius genannt.
1242 Sechste (nicht paginierte) Seite der Vorrede an Raymund Fugger.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548