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322 | Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius
denkmals CIL III 3865 wiederum weist in der ersten Zeile in beiden Belegen
anstelle von „D M S“ nur „D M“ auf.1439 Bei CIL III 3895 schließlich ist zu-
nächst bei allen auctores antiquissimi, d. h. im konkreten Fall auch in einer
Handschrift Peutingers1440 nach der Sitte der Zeit in Zeile 1 die Schreibweise
„TERCIA“ für „TERTIA“ zu finden, doch nur in der Prager Handschrift und
bei Apianus/Amantius sind auch die Formen „LASCONCIAE“ in Zeile 6 und
„TERCI“ in Zeile 7 belegt.1441
Bei der bis heute in Ptuj erhaltenen, vor rund 500 Jahren aber noch vollständi-
gen und besser lesbaren Inschrift CIL III 4030 ist auf einen auffälligen Fehler
bei Apianus/Amantius1442 hinzuweisen: Am Ende der zweiten und Anfang der
dritten Zeile ist „PL | VAL“ zu lesen anstelle der richtigen Lesart „P VAL“.
Der Prager Codex weist an der entsprechenden Stelle1443 eine missverständ-
liche Korrektur auf: Hand I hat dort rechts oberhalb des „P“ ein Sonder-
zeichen eingefügt, das am linken Seitenrand in Verbindung mit einem „L“
wiederholt wird (siehe Abb. 66).1444 Daraus kann sehr leicht geschlossen
werden, dass dieser Buchstabe zu ergänzen ist, und bei Apianus/Amantius ist
tatsächlich „PL“ zu finden. Dass die Vorlage für den Prager Codex aber
anders ausgesehen hat und die Korrektur dementsprechend zu interpretieren
ist, zeigt ein Blick in die Handschrift von Johannes Choler, der für die In-
schriften von fol. 141v auf die unmittelbaren Vorarbeiten zum Codex Pragensis
zurückgegriffen haben muss.1445 Choler hat unrichtig „L VAL“, woraus her-
vorgeht, dass der Schreiber des Prager Codex (Hand I) hier eine äußerst selte-
ne, aber richtige Korrektur gegenüber seiner Vorlage angebracht hat.1446
Zwischen dem Werk von Apianus/Amantius und der Handschrift sind bei
diesem Denkmal drei weitere Textparallelen zu beobachten: Zunächst die auf-
gelösten Ligaturen bei „VAL TIB“ in der Z. 41447, die falsch gesetzten Punkte
bei „LEG · X · G · EM“ in Z. 71448 und schließlich eine fehlerhafte Ligatur für
„ET“ am Beginn von Z. 10, die im Druckwerk ebenso wie im Codex als Liga-
tur aus „F“ und „T“ dargestellt wird.1449
ein weiterer Analogiefehler in Z. 6 noch nicht als solcher erkannt werden: „ET F FIBIONI“ heißt es
bei Apianus/Amantius in Zeile 6, „ET F VIBIONI“ im Codex.
1439 CP XIII G 14, fol. 177v,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 372,2.
1440 SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 46v.
1441 CP XIII G 14, fol. 178r,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 372,4.
1442 Apianus/Amantius, Inscriptiones 380,1.
1443 CP XIII G 14, fol. 191v,1.
1444 Die Abbildung ist leider von minderer Qualität aufgrund der durchscheinenden Schrift der
Vorderseite von fol. 191 des CP XIII G 14, lässt aber die wesentlichen besprochenen Merkmale der
Abschrift erkennen.
1445 CLM 394, fol. 141v,1. Vgl. Kap. 9.2.3.
1446 Ob dies in Analogie zur folgenden, richtig wiedergegebenen Textzeile der Inschrift geschah oder
andere Hintergründe hatte, entzieht sich unserer Kenntnis.
1447 Diese Ligaturen hat nur Peutinger, 2° Cod. H 24, fol. 58rb,1 und fol. 67va,8.
1448 Choler hat hier richtig zu „LEG · X · GEM“ korrigiert.
1449 Auch Cholers CLM 394 enthält diese Besonderheit, was darauf hinweist, dass sie bereits Bestand-
teil der Vorlage für den Prager Codex war. Peutinger, a. a. O., hat an der relevanten Stelle nur „E“.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548