Page - 327 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 327 -
Text of the Page - 327 -
Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 327
6. Beobachtungen zur Zeilentrennung
Die Untersuchung, wie die Zeilentrennung der norischen und oberpannonischen
Inschrifttexte bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem Prager Codex aussieht,
erbringt vordergründig ein differenziertes Ergebnis: Neben weitgehenden Überein-
stimmungen sind auch deutliche Abweichungen festzustellen, und zwar nicht nur in
Einzelfällen. Bei genauer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass sowohl für
Parallelen als auch für Differenzen die Ursache (meist) in der Handschrift gefunden
werden kann: Bei jenen Inschriften, wo Apianus/Amantius eine abweichende
Zeilentrennung haben, scheint es, als hätte sich der Schreiber des Codex (Hand I oder
auch Fuchsmagens Hand II) lediglich am Schriftspiegel der Blätter orientiert und
nicht an einer vorhandenen Zeilentrennung der Schriftvorlage. In diesen Fällen hat
auch das Werk von Apianus/Amantius gleichsam seine eigene Zeilentrennung, so
wie sie sich vom Setzen der Buchstaben und Wörter ergab bzw. wie es die Heraus-
geber für richtig erachteten. Dort aber, wo der Schreiber erkennbar innerhalb seines
Zeilenspiegels blieb (wie etwa CP XIII G 14, fol. 186r bei CIL III 4926) und damit die
Zeilentrennung seiner Vorlage (und damit in den meisten Fällen des Originals)
wiedergab, schlossen offensichtlich die Herausgeber des Druckwerkes, dass der
Originaltext auch so ausgesehen habe und übernahmen ihn in derselben Form. Als
Beispiel für diese Vorgangsweise können S. 393 im Druckwerk und fol. 199v–200r im
Codex dienen, wo sowohl abweichende als auch analoge Zeilentrennungen gut zu
erkennen sind.
Allerdings sind auch Ausnahmen für dieses Schema festzustellen. Eine solche liegt
vor bei den ersten beiden der erwähnten acht Inschriften aus Krain, wo der Codex
eine klare Zeilentrennung aufweist, diese aber nicht in den Druck übernommen
wurde.1464 Bei den folgenden sechs Inschriften wiederum hat das gedruckte Werk
dort dieselbe Zeilentrennung wie die Handschrift, wo sie erkenntlich ist. In jenen
beiden Fällen, wo der Schriftspiegel dem Schreiber die Trennung der Zeilen gebot,
wurde der Text bei Apianus/Amantius dem eigenen Seitenformat angeglichen und
sogar in etwas kleinerer Schriftgröße gesetzt (CIL III 3846 auf S. 371,3 und CIL
III 3898 auf S. 372,3).1465 Es kommt in dieser Inschriftengruppe auch vor, dass ein Text
bei Apianus/Amantius in den ersten drei Zeilen dieselbe (richtige) Zeilentrennung
wie der Codex Pragensis aufweist, weil sie klar erkennbar ist, dann aber (leider) davon
abweicht, weil die Herausgeber den Eindruck hatten, als wäre auch der Schreiber
davon abgegangen. Es handelt sich dabei um das erhaltene und daher gut zum
Vergleich geeignete Denkmal CIL III 3895.1466 Die umgekehrte Situation ist ebenso zu
beobachten: So stimmt die Trennung der ersten drei Zeilen von CIL III 5235 nicht
1464 CP XIII G 14, fol. 176v,1–2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 371,1–2.
1465 Dieser Befund gilt auch für die erhaltene Inschrift CIL III 4030 (CP XIII G 14, fol. 191v,1 bzw.
Apianus/Amantius, Inscriptiones 380,1) und vermutlich ebenso für den verschollenen Stein CIL
III 4845 (CP XIII G 14, fol. 189r,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 398,3).
1466 CP XIII G 14, fol. 178r,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 372,4.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548