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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 329
Ähnliches gilt für die oben bereits erwähnte Inschrift CIL III 5670a, die eine Zeit lang
im Haus von Johannes Fuchsmagen stand. Auch die dort enthaltenen zarten Trenn-
striche haben keine Entsprechung im Druckwerk, das hier seinem eigenen Schrift-
spiegel folgt.1470 Im Codex besonders markant ist die ungewöhnliche Trennung eines
Wortes am Ende von Zeile 6 bzw. am Anfang von Zeile 7 („I|NSISTENTE“), was der
Darstellung auf dem Stein entsprochen haben dürfte.1471
7. Sonderzeichen in den Inschrifttexten bei Apianus/Amantius
Sogar für Worttrenner wie Efeublätter und Punkte in den gedruckten Inschrifttexten
ist überwiegend eine entsprechende Darstellung im Codex Pragensis zu finden.1472
Dies ist besonders wesentlich bei jenen Inschriften, in denen die Wiedergabe anderer
auctores antiquissimi, vor allem jene Peutingers, abweicht. Dieser bemühte sich näm-
lich trotz Verwendung von Minuskeln um eine korrekte Darstellung von Sonder-
zeichen.1473 Diesbezüglich sehr aussagekräftig ist der Text des erhaltenen Votivaltars
CIL III 4775 aus St. Veit an der Glan1474, wo Peutingers Handschrift dem Original ent-
sprechend in der ersten Zeile puncta triangularia und nur in der zweiten Zeile hederae
enthält.1475 Im Prager Codex sind in der ersten Zeile zwischen den Buchstaben
„D D O“ ebenfalls Efeublätter zu finden1476, vermutlich weil in der Vorlage – wie
auch in Peutingers Manuskript – die Punkte zu groß geraten und Efeublättern nicht
unähnlich dargestellt waren. Dieselbe Situation ist im Werk von Apianus und
Amantius gegeben.1477
Fazit: Der Prager Codex als Quelle für die norischen und oberpannonischen
Inschriften bei Apianus/Amantius
Aus der Summe der dargelegten Einzelbeobachtungen ist nunmehr folgende
Schlussfolgerung unumgänglich: Der Codex Pragensis XIII G 14 muss von Apianus
und Amantius als Quelle für die norischen und oberpannonischen Inschriften heran-
gezogen worden sein. Dies gilt insbesondere für alle sogenannten Antiquus-
Austriacus-Inschriften sowie für jene aus der angeblichen Erweiterung dieser Samm-
lung und schließlich für alle bisher erstmals aus Apianus/Amantius bekannten
1470 CP XIII G 14, fol. 215r bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 402,3.
1471 Vgl. CIL III, S. 688. In der Handschrift wird das Wort aufgrund des Schriftspiegels vor der letzten
Silbe abgeteilt: „I|NSISTEN-TE“.
1472 Dies gilt offenbar auch für die zahlreichen Asterisken im langen Text der Inschrift CIL III 532 aus
Tergeste (h. Trieste) auf S. 355–356, die auf eine Besonderheit in der Quelle von Apianus/Amantius
schließen lassen. Tatsächlich ist bei jedem (!) Asteriskus im Prager Codex am Seitenrand eine Kor-
rektur aus der Texthand zu finden (fol. 162r–166v).
1473 Vgl. Kap. 8.3.1.
1474 Heute im Kärntner Landesmuseum Rudolfinum in Klagenfurt (Inv.-Nr. 93).
1475 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 57va,4.
1476 CP XIII G 14, fol. 189r,1.
1477 Apianus/Amantius, Inscriptiones 399,1.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548