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Johannes Fuchsmagen | 357
CIL III 5629, die jedoch ebenfalls aus Wels stammt. Da die beiden vermeintlichen
Verwahrorte der Inschrift CIL III 5631 (Melk und Linz) ebenso wie der tatsächliche
(Wels) auf der Hauptreiseroute zwischen Wien und dem (Nord-)Westen des da-
maligen Reiches liegen, kommen als auctores antiquissimi grundsätzlich all jene in
Betracht, die auf dieser Strecke unterwegs waren und den Text der Inschrift ohne
Ortsangabe, allenfalls verbunden mit mündlichen Mitteilungen, übermittelt haben.
Sämtliche Überlegungen, ob der Fehler hier beim Quellautor liegt oder auch bei
Peutinger, der selbst einige Male zwischen Augsburg und Wien gereist ist, führen
freilich schon (zu) weit in den Bereich der Spekulation.1614 So viel ist hingegen sicher:
Die Inschrift muss mit sehr spärlichen Informationen zu ihrem Verwahrort im Netz-
werk der Humanisten zirkuliert sein, denn mit der Angabe „Non longe a Schwatz“
wurde sie schließlich auch von Augustinus Tyfernus in seine Sammlung und –
darauf basierend – abermals von Peutinger aufgenommen.1615
Auch in der Überlieferungssituation von CIL III 5629 liegt ein weiteres starkes Indiz
dafür, dass die Abschriften der „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ auf die Tätigkeit
mehrerer Personen zurückzuführen sind. Sie ist in Peutingers Handschrift Cod. H 24
neben der erwähnten Junktimierung mit CIL III 5631 ein zweites Mal enthalten, und
zwar mit der korrekten Ortsangabe „In Wels in domo Plebani“.1616 Mit einer inhaltlich
gleichbedeutenden, aber in der Wortwahl von Peutinger abweichenden Lokalisie-
rung ist die Inschrift in Cholers Handschrift und im Codex Pragensis zu finden.1617 Der
Inschrifttext in diesen beiden Manuskripten stimmt völlig überein, unterscheidet sich
allerdings dergestalt sowohl vom Original als auch von den beiden Wiedergaben
Peutingers, dass es regelrecht unmöglich ist, die Belege auf eine einzige gemeinsame
Quelle zurückzuführen, welche nur durch die nachfolgenden Abschriften ver-
schlechtert worden sein soll.1618 Vielmehr müssen mehrere Personen in ihrem Ver-
such, den Inschrifttext direkt vom Stein abzuschreiben, unterschiedliche Fehler be-
gangen haben, was sich nicht zuletzt im Auslassen einzelner Buchstaben und Wörter
wie an den Schwierigkeiten beim Entziffern der letzten Zeile manifestiert.
Wie die beiden ausführlich besprochenen Inschriften aus Wels befanden sich die an-
deren „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ überwiegend an ebenso leicht zugänglichen
Orten und konnten daher auch von nicht ganz so kundigen und gezielt Fundorte
1614 Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass auch andere „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ von
Peutinger ohne oder mit nur sehr vagen Ortsangaben dargeboten werden, z. B. CIL III 5636, 5637
und 5639 („Ex Limitibus Patrimonialibus Ducatus Austrie“) und CIL III 5620 und 5621 („In Stiria“).
Vgl. Tab. 12.7 (Anhang).
1615 CVP 3528, fol. 63v,2, bzw. SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 85va,2. Zum Verhältnis zwischen den Samm-
lungen von Tyfernus und Peutinger siehe Kap. 8.3.1.
1616 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 57vb,6.
1617 CLM 394, fol. 144r,1: „In oppido Wels In domo Parochiali“.
CP XIII G 14, fol. 204v,1: „In oppido Wels in Domo parroch.“.
1618 Die Wiedergaben bei Apianus/Amantius, Inscriptiones 405,1 bzw. 406,3, gehen im vorliegenden
Fall eindeutig auf Peutinger, 2° Cod. H 24, fol. 56r,1 bzw. 57v,6 zurück.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548