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226 Joseph und Maria Theresia könnten möglicherweise aus
jeweils einem größeren, aus Einzelbögen
zusammenge-setzten
Papierbogen geschnitten worden sein, da Papiere
und Blattgrößen genau übereinstimmen. (Abb. 309, 310)
Die so aus mehreren Einzelblättern zusammengesetzten
Kartons wurden mindestens einmal, jedoch bis zu fünfmal
auf größtenteils ähnliche Papiere kaschiert. Auf vier
die-ser
Kartons findet man weiters deutliche Spuren einer
ehemaligen Kaschierung auf Leinwand: Die Struktur des
Textils drückte sich in den Leimresten auf der Rückseite
dieser Kartons stellenweise ab. Auf der Rückseite des
Kar-tons
Weibliche Figur mit Kreuz konnte ein kleines
Lein-wand-Fragment
gefunden werden. (Abb. 313)
Bei diesem Karton kann mit Sicherheit angenommen
wer-den,
dass die Leinwand zu einem sehr frühen Zeitpunkt,
möglicherweise von Kupelwieser selbst, wieder abgeris- sen wurde, da sich auf der – nun nicht mehr von der
Leinwand bedeckten – Rückseite ein mit vier Siegeln
Kupelwiesers befestigter Zettel befindet. (Abb. 314, 315)
Durch das Entfernen der Kaschier-Leinwand wurden bei
allen vier Kartons auch die darunter liegenden
Kaschier-Papiere
teilweise mitgerissen. (Abb. 316) Warum die
Lein-wand
wieder entfernt wurde, ist nicht bekannt;
mögli-cherweise
sollten ursprünglich auch Kartons zu den
Allegorien den Salon in der Beletage des Palais
Questen-berg-Kaunitz
dekorieren. Nachdem entschieden wurde,
die Kartons nicht weiter zu verwenden, sollte die
Lein-wand
vielleicht für andere Zwecke verwendet werden.
Für die Kartons Weibliche Figur mit den Kronen Ungarns
und Böhmens, Knabe mit Waffen und Lorbeerzweigen, Bru
derliebe und Jüngling mit Maurerkelle und Schwert
verwen-dete
Kupelwieser maschinell hergestelltes Rollenpapier.
Dies hatte den Vorteil, dass nicht erst mehrere
Papierbö-gen
zusammenmontiert werden mussten, bevor der
Kar-ton
gezeichnet werden konnte. Nur einer dieser Kartons
wurde mit mehreren zusammengesetzten Papierbögen
kaschiert, die anderen Kartons auf Rollenpapier sind
nicht kaschiert. Alle Rollenpapiere haben einen
grau-blauen
bzw. blauen Papierton. (Abb. 317)
Sowohl bei den aus mehreren Blättern
zusammengesetz-ten
als auch bei den auf Rollenpapier gezeichneten
Kar-tons
wurde vor dem Zeichnen die ungefähre Form des
Kartons bzw. die Position der Figur durch mehrere
frei-händig
gezeichnete Hilfslinien am Blatt
angedeutet.Kleine
Einstichlöcher entlang der Ränder, die durch
alle Papierschichten gehen, stammen möglicherweise von
Abb. 313: Fragment der Kaschierleinwand auf der Rückseite des
Kartons „Gottesfurcht“; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 762.
Abb. 314: Rückseite des Kartons „Gottesfurcht“: Zettel mit einer
Liste von Kartons, befestigt mit vier Siegeln von Leopold
Kupelwieser; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 762. Abb. 315: Rückseite des Kartons „Gottesfurcht“; Siegel mit dem
Schriftzug „Leopold Kupelwieser“, Palette und Pinsel;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 762.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306