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238 Maria Theresia), teilweise endet die Ockerfarbe genau
mit den um den ursprünglichen, kleineren Karton
ange-setzten
Blättern (Kartons Rudolf I., Albrecht II. und
Maximilian I.). Im Bereich um das Porträt Albrecht II.
wurde das Papier zusätzlich mit weißer Kreide
aufge-hellt.
(Abb. 359 – 361)
Auf das angesetzte Papier zeichnete Kupelwieser mit
Kohle den bänderumwickelten Kranz aus Blüten und
Blättern um das Herrscherporträt, der auch in die
Fresko-Ausführung übernommen wurde. Die leeren
Flä-chen
um den Kranz wurden mit Blatt- und
Bänderorna-menten,
Herrschaftsinsignien und Waffen gefüllt, die
ebenfalls in Kohle ausgeführt sind und die sich in den
Stichkappenfeldern des Marmorsaales nicht finden. Die
Beobachtung, dass sich diese Motive unmittelbar auf
dem Zwickelkarton fortsetzen, bestätigt, dass sie erst
nach der Kaschierung und nach dem Zusammenfügen
des Porträtkartons und des Zwickelkartons gezeichnet
worden sind. (Abb. 362)
Die Ausführung dieser Blattranken- und
Bänderorna-mente
ist wesentlich flüchtiger und weniger präzise
durchgestaltet als die der Porträts und der sie
umgeben-den
Kränze; die Formen sind mit wenigen Strichen
skiz-ziert,
Plastizitäten mit rasch gesetzten Schraffuren
ange-deutet,
und es finden sich zahlreiche Ausbesserungen
und Veränderungen der Formen. Offenbar wurde die
Dekoration spontan und ohne Vorzeichnung in einem
relativ kurzen Zeitraum geschaffen. Auf dem Karton Maxi
milian I. liegen diese Dekorationselemente teilweise auf
weißen Übermalungen, die sich im Bereich der
Nagellö-cher
und am rechten Rand des Kartons befinden. Diese
Übermalungen bestehen aus einer Ausmischung von
Lithopone und rotem Ocker843 und müssen daher in die
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert werden.
Mög-licherweise
handelt es sich bei den flüchtig skizzierten
dekorativen Elementen also um spätere Überarbeitungen
der Kartons. (Abb. 363, 364)
Am Ende wurden die gesamten Kartons noch mit einem
dreifärbigen Zierrand eingefasst; zuerst wurde ein ca.
15 cm breiter, dunkelbrauner Rand aufgemalt, danach ein
etwa 2 cm breiter roter Rand, und zuletzt wurde zwischen
die beiden Ränder ein etwa 2 cm breiter goldfarbener
Streifen eingefügt. Außerhalb dieses Zierrandes liegt
keine Ockerfarbe auf dem Papier. (Abb. 365)
Abb. 356: Detail aus dem Karton „Maria Theresia“: mit Papier
überklebte Löcher; an einer Stelle ging das Papierstückchen,
mit dem das Nagelloch überklebt worden war, verloren; an dieser
Stelle ist die helle Papieroberfläche sichtbar;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 769.
Abb. 357: Detail aus dem Karton „Dreieck a“ zu „Rudolf I.“:
Überlappungsbereich der beiden Kartons; in diesem Bereich ist
das Papier nicht braun gefärbt;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 775a.
Abb. 358: Detail aus dem Karton „Maximilian I.“: die Ockerfarbe
liegt auf der Kaschierleinwand zwischen den Papieren;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 768. 843 Zur Identifizierung der Pigmente siehe Eyb-Green (2009)
p. 295ff.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306