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286 bzw. rotbraun und drei durch eine oberflächliche
Farb-schicht
grau-blau gefärbt. (Abb. 433 – 435)
Der Künstler erwarb die Papiere in Rollen, welche
ursprünglich eine Breite zwischen 58,6 cm (Marc Aurel)
und 123,8 cm (Weibliche Figur mit den Kronen Ungarns
und Böhmens) gehabt haben mussten.1047
Johann Friedrich Schall empfiehlt in seiner Anleitung zur
Restauration vergelbter, fleckiger und beschädigter Kupfer
stiche explizit die Verwendung von maschinell erzeugtem
Papier (Endlospapier) zur Herstellung von
Kartons:„Man
bekommt jetzt ein starkes sogenanntes Ellen oder
Rollenpapier, welches man zum Aufziehen grosser Kupfer
stiche und zu Cartons benutzen kann, nur muss man von
der besten Sorte nehmen. Auch bräunliches ist zuweilen zu
erhalten.“1048Ende
des 18. Jahrhunderts entwickelte Nicolas Louis
Robert, Werkmeister in einer großen Papiermanufaktur
in Essonnes bei Paris, eine Papiermaschine, bei der das
starre Schöpfsieb durch ein Langsieb, das zu einem
end-losen
Band vernäht war, ersetzt wurde. Die Erfindung war
nicht unmittelbar eine Reaktion auf erhöhten
Papierbe-darf,
sondern konkret auf Streiks der rund dreihundert
gut organisierten Beschäftigten des
Betriebes.Die
1799 patentierte Maschine wurde 1801 in
Eng-land
von Bryan Donkin verbessert und zwischen 1815 und
1820 in Deutschland in der Patent
Papierfabrik in Berlin
aufgestellt. Die Vorrichtung eignete sich vor allem zur
Herstellung von billigerem Papier, die etwa fünf Meter
langen und 60 cm breiten Papierbahnen wurden vor
allem zu Tapeten weiterverarbeitet.1049 Prechtl beschreibt
diesen neuen Herstellungsprozess in seiner Enzyklopädie
in dem Kapitel
„Verfertigung des Papiers nach neuerer Art, mittelst Maschi
nen (Maschinen
Papier)Wenn
man aber von Maschinen Papier spricht, so versteht
man darunter solches Papier, welches aus dem wie gewöhnlich
mittelst Halb und Ganz Holländern dargestellten Zeuge
durch eine einzige Maschine geschöpft, gepresst, getrocknet,
und geglättet wird. Man gebraucht dafür auch öfters die
Namen endloses Papier, Papier ohne Ende, weil […] die
Abb. 435: Faserprobe von Karton „Jüngling mit Maurer
kelle und
Schwert“; der Farbton wird durch die graue Beschichtung auf
der Papieroberfläche erzeugt; Auflicht, 64fache Vergrößerung.
Abb. 434: Faserprobe von Karton „Bruderliebe“; der hohe Anteil
an blauen Fasern ergibt einen bläulichen Papier-Farbton;
Durchlicht, 200fache Vergrößerung.
Abb. 433: Karton „Karl der Große“; der hohe Anteil an roten
Fasern ergibt einen rötlichen Papier-Farbton; Auflicht, 64fache
Vergrößerung.
1047 Marc Aurel: 58,6 cm (mind.); Karl der Große: 66,0 cm Breite
(mind.); Weibliche Figur mit den Kronen Ungarns und Böhmens:
123,8 cm Breite (mind.); Jüngling mit Maurerkelle und Schwert:
107,6 cm oder 123,9 cm Breite (mind.); Bruderliebe: 102,8 cm
Breite (mind.); Knabe mit Waffen und Lorbeerzweigen: 112 cm oder
127,6 cm Breite
(mind.).1048
Schall (1863) p.
20.1049
Zur Entwicklung der Papiermaschine siehe: Weitensfelder
(2007) p. 115.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306