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1. Einführung
Dem Königlichen Jäger
Bieten wir untertänigst dar
Die Blumen unserer Täler
Die Reinheit unserer Gletscher
Die Majestät unserer Gipfel
Und die unveränderliche Anhänglichkeit unserer Herzen.1
Mit diesen Worten begrüßten die Einwohner von Cogne im Jahr 1903 ihren Kö-
nig Vittorio Emanuele III. Die alpine Gemeinde im Aostatal hatte die Ankunft
ihres Regenten bereits sehnsüchtig erwartet. Dem italienischen König bot sich
bei seinem Einzug ein festlicher Anblick : Die Straßen waren mit Blumenbögen,
Kronen und Laternen gesäumt und die Bewohnerinnen und Bewohner des Tales
präsentierten sich in ihrer traditionellen schwarz-weißen, mit roten und grünen
Bändern und Säumen verzierten Tracht. Das Gedicht wurde prominent beim
Eingang des Dorfes angebracht.2 Die Verse verdeutlichen, dass es sich in der
Wahrnehmung der Untertanen bei den italienischen Regenten offenbar nicht um
die einzigen Hoheiten in der alpinen Landschaft handelte. Auch das Panorama
der hocherhobenen Gipfel erschien als majestätisch und diente Vittorio Emanu-
ele III. bereits in dritter Generation als eindrucksvolle Szenerie der königlichen
Jagden. Eine Treue, die sich in den Gefühlsbekundungen der italienischen Berg-
bewohnerinnen und Bergbewohner widerspiegelte.
Dieser feierliche Empfang in Cogne war eines der zahlreichen gesellschaft-
lichen Ereignisse und Erscheinungen, zu denen die monarchische »Eroberung«
der Alpen im 19. Jahrhundert führte. In der Frühen Neuzeit gehörte dieser eu-
ropäische Gebirgszug nicht zu den Reisezielen von gekrönten Häuptern. Bis
zum Ersten Weltkrieg hatten dann praktisch alle königlichen Dynastien ihre
alpinen Erfahrungen gemacht, sei es in Form von Reisen auf bestimmten Rou-
ten oder von längeren Aufenthalten an einem Ort. Begleitet wurden die neuen
Gepflogenheiten von einem neuen Alpenbild. Während der Aufklärung waren
die Alpen hauptsächlich republikanisch konnotiert. Sie standen für Naturnähe
1 Im französischen Original : »Au Royal Chasseur / Nous offrons humblement / Les fleurs de nos
vallons / La candeur de nos glacier / La majesté de nos cimes / Et l’inalterable attachement de nos
cœurs.« o. A., »Le caccie reali«, S.
2.
2 o. A., »Le caccie reali«, S. 2.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289