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5. Vergleich
Vorweg einige allgemeine komparatistische Bemerkungen zu den in den letz-
ten beiden Kapiteln behandelten Reisen der Souveräne. Auf englischer Seite
vergrößerte sich im Untersuchungszeitraum von 1760 bis 1910 nicht nur die
Anzahl der Destinationen, sondern auch der geographische Raum, in dem sich
die Monarchen und Monarchinnen bewegten. Von König George III., der sich
mit seiner Frau innerhalb eines Radius bewegte, der nicht einmal ganz England
beinhaltete, über die kontinentalen und nahöstlichen Abenteuer Carolines und
die zentral- und nordamerikanischen Seefahrten Williams IV. bis hin zu Albert
Edwards Unternehmungen, die nicht nur einen Großteil der bislang genannten
Kontinente und darüber hinaus viele weitere Länder Europas miteinschlossen,
sondern wo gar Indien dazuzählte. Mit dem Empire hatte sich auch der Hori-
zont der Reisen britischer Souveräne und Thronfolger erweitert.
Fast ein Jahrhundert später und mit Blick auf das europäische Festland wies
der erste italienische König Vittorio Emanuele II. zwar kein derart restriktives
Reiseverhalten wie George III. auf, er bewegte sich aber ebenfalls vorwiegend
in dem sich formenden Nationalstaat Italien. Sein Sohn Umberto I. und später
Margherita besuchten immerhin einige höfische Zentren und Länder Europas.
Auch sie wurden wiederum von ihrem Sohn Vittorio Emanuele III. und dessen
Ehefrau Elena übertroffen, welche Kreuzfahrten auf dem Mittelmeer, bis nach
Jerusalem und in den hohen Norden unternahmen. Zu ihren Destinationen ge-
hörten zudem Russland und Elenas Heimatort Montenegro. Beide verstarben
im Exil, außerhalb ihres ehemaligen Königreiches.
Vergleicht man die verschiedenen Reisemotive der englischen und italieni-
schen Regenten, die im Laufe ihres Lebens die Alpen bereisten, so kristallisieren
sich fünf verschiedene Kategorien heraus, die jedoch teilweise ineinanderfließen :
Bildungsreisen, Staatsbesuche, Verwandtschaftsbesuche, Inlandsreisen und rege-
nerative Reisen bzw. Ferienaufenthalte.
a) Zu den Bildungsreisen im klassischen Sinne, angelehnt an die Grand Tour,
zählen die Auslandsaufenthalte der jungen Albert, Edward VII., Umberto
und Vittorio Emanuele III. Im weiteren Sinne, jedoch um einiges später in
ihrem Leben, unternahm auch Caroline Bildungsreisen in Italien, wo sie viele
Stätten der klassischen Ausbildung besuchte. Auch bezüglich ihrer Reisen in
den Nahen Osten ließe sich argumentieren, dass sie damit ihre eigene Bildung
erweiterte, freilich nicht begleitet von Tutoren, wie dies für die eben aufge-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289