Seite - 44 - in Die Macht auf dem Gipfel - Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
Bild der Seite - 44 -
Text der Seite - 44 -
44 | Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen
Alpenstock, Fernrohr, Eispickel, natürlich Seile«106. Englische Touristen fanden
sich bereits vor diesem Zeitraum in Italien, welches seit Beginn an das klassische
Ziel der Grand Tour darstellte. Allerdings lagen lange Zeit hauptsächlich die
italienischen Städte im Fokus des Interesses dieser Bildungsreisenden. Alpiner
Tourismus und Italienbesuch schlossen sich nun jedoch nicht mehr aus. Nach
1815 beinhaltete die Reise nach Italien auch den Besuch der Gletscher und die
Route über den Sankt Bernard oder – wie es Marc Boyer ausdrückte : »[M]an
traf via Genf ein und kehrte via Martigny zurück.«107 Nach der Überquerung der
Alpen zogen auch weiterhin vor allem die Städte, allerdings nicht das alpennahe
Turin, das Interesse der englischen Romantiker auf sich.108
2.2.2 Alpinismus
Zur selben Zeit begeisterten sich für italienische Verhältnisse schon relativ früh
insbesondere katholische Geistliche für die Besteigung der hohen Gipfel in den
piemontesischen Alpen. Dies nicht aus vorwiegend wissenschaftlichem Interesse,
sondern – als völlige Neuheit – zum Freizeitvergnügen.109
In dem bereits erwähnten sogenannten goldenen Zeitalter des Alpinismus fan-
den sich dann auch zahlreiche englische Alpinisten, welche in den italienischen
Alpen Erstbesteigungen unternahmen. So etwa erfolgten die Gipfelerstürmung
des Gran Paradiso im Jahre 1860 und des Monviso 1861. In den letzten Jahr-
zehnten des 19. Jahrhunderts fand eine Verlagerung des alpinistischen Interes-
ses von den westlichen zu den östlichen Alpen statt, was im Falle Italiens eine
Verschiebung weg vom Aostatal hin zu den teilweise noch in Italien gelegenen
Dolomiten bedeutete.110
In dem 1861 vereinten Italien fiel auch die Idee eines Alpenclubs nach eng-
lischem und schweizerischem Vorbild auf fruchtbare Erde und so erfolgte 1863,
noch im selben Jahr wie in der Schweiz, die Gründung des Club Alpino di Torino,
welcher 1867 in den Club Alpino Italiano umbenannt und bereits in mehrere Sek-
tionen unterteilt wurde. Die Gründer und Mitglieder dieses Vereins waren eben-
falls Angehörige der italienischen, insbesondere der savoyisch-piemontesischen
106 »les crampons, l’alpenstock, les lunettes, la hache à glace, évidemment les cordes«. Boyer, Marc,
Histoire générale du tourisme du XVIe au XXIe siècle, S. 121.
107 »on arrivait par Genève, on repartait par Martigny«. Ebd., S. 161.
108 Ebd., S. 190.
109 Cuaz, Marco, »›Preti Alpinisti‹. Scienza cristiana e disciplinamento sociale alle origini dell’alpi-
nismo cattolico«, S. 280.
110 Bartaletti, Fabrizio, Le grandi stazioni turistiche nello sviluppo delle Alpi italiane, S. 25.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289