Seite - 261 - in Die Macht auf dem Gipfel - Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
Bild der Seite - 261 -
Text der Seite - 261 -
261Alpen
als Sonderdestinationen ? |
Keiner der hier untersuchten Machthaberinnen und Machthaber nahm indes
eine spezielle Vorreiterrolle im Bereich des alpinen Tourismus ein. Die Monar-
chen und Monarchinnen und Prinzen und Prinzessinnen folgten einem bereits
zumindest in den aristokratischen und oberen bürgerlichen Schichten ihrer Her-
kunftsgebiete verankerten Trend, wobei sie im alpinen Raum nicht auf den ihrer
gesellschaftlich hohen Stellung bislang vorbehaltenen Luxus beharrten, sondern
sich stückweise dem bürgerlichen Alpenerleben annäherten. Es mag dabei über-
raschen, dass gerade die italienischen Souveräne, bis auf die Besuche von Mili-
tärmanövern, auf symbolische Machtdemonstrationen verzichteten. Allerdings
spiegelt dies die Perzeption der alpinen Räume als Gegenwelten zum alltägli-
chen, urbanen oder in diesem Fall royal-politischen Leben wider.
Was nun allfällige Forschungslücken anbelangt, so weist das Quellenmaterial
über die italienische Monarchie, wie bereits in der Einleitung dargelegt, große
Leerräume auf. Sollten die von der letzten Regentengeneration entwendeten Ar-
chivalien je der Forschung zugänglich gemacht werden, könnten diese auch die
Beurteilung der alpinen Reisen um so manche Facette erweitern, insbesondere
hinsichtlich der von Margherita, und unabhängig davon ihrem Sohn Vittorio
Emanuele, unternommenen Reisen in die Schweiz und deren alpine Regionen.
Auf britischer Seite wird wohl nie ganz eindeutig geklärt werden können, ob die
von Prinzessin Beatrice transkribierten Tagebucheinträge der Königin während
ihrer Zeit in der Schweiz zensiert wurden. Sie erscheinen insofern als vollständig,
als dass alle Tage vorhanden sind. Am meisten Rätsel bergen in der Tat jedoch
Carolines Stippvisiten in die Alpen in sich. Eine breiter angelegte Studie des
Briefmaterials während ihrer Reisen könnte mehr Informationen zutage fördern.
6.2 Alpen als Sonderdestinationen ?
Spielten die Alpen gegenüber anderen Destinationen eine Sonderrolle ? Um auf
diese Frage in geeigneter Form eingehen zu können, bedarf es der Differenzie-
rung in die verschiedenen Fallbeispiele.
Die Alpen spielten in den sechs Jahren der Abwesenheit Carolines aus Groß-
britannien eine eher kleine Rolle gegenüber ihren sonstigen Reisen
– etwa derje-
nigen nach Jerusalem, die um einiges spektakulärer ausfiel. Neben ihrer Funktion
als Hindernis, das es auf dem Weg nach Italien und zurück zu überwinden galt,
muten die Alpen als Destination für vergnüglichen Freizeitvertreib während des
Lebens der britischen Prinzessin in der Villa d’Este an. Ebenso boten sie durch
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289