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5.7 Auswirkungen
Die Besuche der britischen Monarchen in den Alpen zogen weitaus weniger
Folgen nach sich, als dies auf italienischer Seite bei ihrem eigenen alpinen Terri-
torium der Fall war. Dies zeigte sich beispielsweise bei der Spendentätigkeit. So
schenkte Albert Edward dem Hospiz auf Sankt Bernhard ein Piano.
Am meisten Aufmerksamkeit wurde aber dem Besuch Victorias geschenkt,
nach welchem im Anschluss nicht nur Namensgebungen erfolgten, wie bei-
spielsweise bei Hotels und einem Salondampfer, sondern was auch 100 Jahre
später noch zu einer Jubiläumsfeier in Luzern führte und zumindest gemäß ei-
nem Zeitungsartikel das ohnehin schon zahlreich vorhandene britische Touris-
tenklientel in Luzern und den umliegenden Alpen noch vergrößerte. Victoria
vergab außerdem sowohl Geld- als auch Sachgeschenke.
Als besonders großzügig erwiesen sich allerdings die italienischen Regenten,
deren Spendentätigkeiten im Gegensatz zu den englischen Reisenden direkt ih-
rer eigenen Bevölkerung zu Gute kamen. So zogen ihre Aufenthalte in den Ber-
gen regelmäßig sowohl monetäre als auch Sachspenden nach sich, von welchen
unter anderem die armen Bevölkerungsanteile – Elena eröffnete eine Armenkü-
che –, aber auch diverse wohltätige und anderweitige Institutionen profitierten.
Derjenige Anteil an Wild, der den hohen Ansprüchen der königlichen Innende-
koration nicht genügten, wurde an die alpinen Bewohnerinnen und Bewohner
verteilt. Die Bergbewohner demonstrierten im Gegenzug in Form von Gedich-
ten, Briefen, Zeitungsartikeln und Empfängen ihre Liebe und Treue gegenüber
den Souveränen und der Monarchie an sich, was vereinzelte Kritik jedoch nicht
ausschloss.18
Auch fern dieser karitativen Tätigkeiten zogen die saisonalen Reisen der ita-
lienischen Souveräne weitreichende Konsequenzen nach sich. Insbesondere die
Region des Aostatals wurde mit einem weitläufigen Straßennetz überzogen, wel-
ches im Anschluss neben den Bewohnerinnen und Bewohnern sowohl von Al-
pinistinnen und Alpinisten als auch Touristinnen und Touristen genutzt werden
konnte. Zudem lockten die Aufenthalte der Regenten zusätzlich Touristinnen
und Touristen an, so etwa derjenige von Vittorio Emanuele II. in Cogne oder
Margheritas in Gressoney, bei welchem bei ihrem ersten dortigen Aufenthalt
18 Alexis Schwarzenbach spricht von Philanthropie, Besuch und Geschenk als den drei Kommuni-
kationsplattformen, welche zur Konstruktion von positiver emotionaler Bindung zwischen den
Regenten und der Bevölkerung verwoben werden konnten. Schwarzenbach, Alexis, Königliche
Träume, S. 95.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289