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dies alles verbunden mit unzähligen Touren in die nah und fern gelegenen Berge
und Gebirgsketten. Vittorio Emanuele III. folgte seinen Eltern bereits als Kind
in etliche der erwähnten Gebiete und besuchte sie später zusammen mit seiner
Ehefrau Elena. Zudem stattete er Göschenen und Brig Stippvisiten ab und un-
ternahm als Jugendlicher mehrere Male eine Tour durch die Schweiz und die
dortigen Alpen.
5.3 Intentionen
Obschon den Alpenreisen der hier angeführten englischen und italienischen
Monarchen und Monarchinnen divergierende Motive und Legitimationen zu
Grunde lagen, lässt sich ein gemeinsames Element herausarbeiten, welches man
als regenerativen Eskapismus bezeichnen könnte. Bei Caroline ist dies die Flucht
vor der Gegenwart ihres Ehemannes, wobei die Alpen nur einen kleinen Teil
ihrer regen Reisetätigkeit ausmachten. Alberts Alpentour gestaltete sich eben-
falls, wenn auch als ungleich zentraler zu bewertender, Teil einer größeren Reise
durch die Schweiz und Norditalien. Diese gestattete das Abtauchen aus der öf-
fentlichen Wahrnehmung des möglichen Heiratskandidaten, nachdem Victoria
Zweifel an der unmittelbaren Notwendigkeit einer solchen Verbindung geäußert
hatte. Albert Edwards Tour, welche ihn ebenfalls nicht nur in die Alpen, son-
dern auch nach Deutschland und Frankreich führen sollte, stellte für ihn unter
anderem eine willkommene Unterbrechung seines üblichen Lernregimes dar.
Victoria floh vor dem öffentlichen Druck, ihre Trauer zu beenden oder wenigs-
tens soweit einzuschränken, um ihre Funktion und die Pflichten als repräsen-
tative Monarchin Großbritanniens wiederaufnehmen zu können. Victoria ließ
sich die Notwendigkeit dieser von langer Hand geplanten Reise und der damit
einhergehend erhofften Ruhe und Abgeschiedenheit ärztlich bestätigen. Auch
die englische Presse befürwortete schließlich diesen Aufenthalt und hoffte auf
die Wiederherstellung ihrer physischen Gesundheit und psychischen Verfassung,
welche auch eintreffen sollte, jedoch nicht so schnell wie erwünscht zur Wieder-
aufnahme ihrer royalen Funktionen in der Öffentlichkeit führte. Victoria wurde
bereits vor ihrer Reise in die Schweiz von Lord Stanley vor den zahlreichen
Touristen gewarnt, welche ihren Wunsch nach Abgeschiedenheit durchkreuzen
könnten. Tatsächlich stieß die Königin auf ihren Ritten durch die Alpen immer
wieder auf andere Touristinnen und Touristen, wenngleich diese ihr nie lästig er-
schienen. Auch die Luzerner Lokalpresse nahm Bezug auf ihren Ausflug auf die
Furka, indem sie auf den bereits fest etablierten alpinen Tourismus ihrer Lands-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289