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146 Strukturen von Metallclusterionen
5.4.4 Charakterisierung der Pd–H-Bindung mit DFT
Die für n = 13 und 26 Atome durchgeführten DFT-Rechnungen unter Verwendung ei-
nes GAs deuten auf eine flache Potenzialenergiehyperfläche mit vielen lokalen Minima
der Wasserstoffpositionen hin. Die energetischen Unterschiede sind dabei gering, so-
dass die Populationen schnell an Strukturdiversität der Palladiumkoordinationen verlie-
ren. Theoretische Untersuchungen an Palladiumfestkörperoberflächen (111), (100) und
(110) ergaben für die Wanderung einzelner Atome Energiebarrieren von 0,13–0,19 eV,
0,12 eV und 0,07–0,11 eV.226 Offenere Flächen zeigen tendenziell eine höhere d-
Besetzung und gleichzeitig eine schwächere s-Wechselwirkung mit H-Atomen.227 In
Clustern ohne starken hydridartigen Bindungscharakter ist aufgrund der Oberflä-
chenkrümmung von einer hohen Mobilität auszugehen. Die Problematik der GA-
Strukturvielfalt wiegt für den größeren Cluster Pd26−(Hx), der die Tendenz zu molekular
adsorbierten Wasserstoff zeigt, schwerer. Zahlreiche rotamere Orientierungen der H2-
Moleküle werden generiert. Eine systematische Struktursuche unter Einbeziehung aller
Wasserstoffatome ist ab dieser Größe deshalb nicht mehr sinnvoll.
Anhand der gefundenen Strukturveränderungen kann versucht werden, grundlegende
Prinzipien der Wasserstoffadsorption an Palladiumclustern zu verstehen. Die DFT-
Studien der Hydridstruktur Pd13−(Hx) ergeben, dass die genaue Anzahl an H-Atomen die
Stabilität einer Struktur sehr stark beeinflussen kann. Das Verhalten ist in Analogie rei-
ner Metallcluster zu sehen, bei denen ein einzelnes zusätzliches Atom die Ordnung ei-
ner Nanostruktur verändern kann. Der Zusammenhang zu energetisch bevorzugten Ko-
ordinationsstellen macht das Verhalten verständlicher: Spinpolarisierte skalarrelativisti-
sche DFT-Rechnungen haben ergeben, dass ein H-Atom an ein tetraedrisches Pd-
Tetramer bevorzugt nicht auf der für eine (111)-Oberfläche repräsentativ stehenden
Dreiecksfläche bindet, sondern kantenverbrückend (µ2), und vom Massenschwerpunkt
der Palladiumatome senkrecht wegzeigt (siehe Abbildung 122).228
Abbildung 122: Bevorzugte µ2-Koordination eines Wasserstoffatoms auf Palladium (Tetramer).
Die linke Kantenverbrückung ist leicht gegenüber der µ3-ähnlichen Koordination rechts bevor-
zugt. Abbildung von A. Genest.228
Clusteroberflächen zeigen zwangsläufig eine Krümmung der Oberfläche und stellen
attraktive Kontaktstellen für Wasserstoffadsorption dar. Besetzungen oder Nichtbeset-
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333