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170 Strukturen von Metallclusterionen
Anhand der unterschiedlichen Skalierung der Streuwinkelabhängigkeit des Beugungs-
musters kann wie bereits zuvor für die untersuchten bcc-Elemente auf mittlere Bin-
dungsabstände in den polyikosaedrischen Strukturen geschlossen werden (siehe gestri-
chelte Markierungen in Abbildung 134). Innerhalb ein und derselben Periode sinkt der
mittlere Abstand zwischen den Atomen (mit Ausnahme von Mn), was sich in einem zu
größeren s-Werten gestreckten sM-Funktionsverlauf äußert. Ebenso steigt das Cluster-
volumen schwererer Elemente einer Gruppe. Wie man aus Tabelle 9 entnehmen kann,
ist der Sprung der Abstandsgröße zwischen Nb und Ta deutlich geringer als bei einem
Wechsel von V nach Nb. Vom Festkörper der Übergangsmetalle ist bekannt, dass als
eine Auswirkung der Lanthanoidenkontraktion 4d- und 5d-Elemente zum Teil sehr ähn-
liche Atomradien besitzen.268
Vergleicht man die experimentellen mittleren Atomabstände der untersuchten bcc-Ele-
mente in ihrer 55-atomigen Clusterstruktur mit den Längen des Festkörpers, so sind
diese wie auch in Clustern der fcc-Übergangsmetalle stets kleiner. Dies ist ein erwar-
tungsgemäßes Verhalten, da aufgrund einer geringeren Koordination der Oberflächen-
atome tendenziell eine Kontraktion der Bindungsabstände erwartet werden kann. Ge-
genüber den Kristallgittern ihrer Festkörper erreichen die bcc-Metalle in den Cluster-
strukturen 95–96% der mittleren Abstandslänge. Ausnahmen zu diesem Größenbereich
sind die beiden Elemente V (93,1%) und Mn (99,1%). Dabei muss man an dieser Stelle
beachten, dass sich die mittleren Bindungslängen in bcc-Gittern (Ausnahme: Mn) aus
zwei unterschiedlichen Werten zusammensetzten. Diese entsprechen den Abständen zu
acht nächsten Nachbarn und sechs weiteren, die um ca. 16% weiter entfernt in einer
angrenzenden Elementarzelle liegen. Zieht man für einen Vergleich ausschließlich die
kleinsten acht Bindungslängen heran, so sind diese stets kleiner als in den finiten
Clusterstrukturen.
Typischerweise werden die Bindungslängen der polyikosaedrischen Cs-Modellstruktur
der verschiedenen bcc-Elemente in DFT-Rechnungen um ca. (+1,0±0,5)% zu groß vo-
rausgesagt. Diese Beobachtung stimmt mit den systematischen Abweichungen für den
Strukturtyp Mackayikosaeder der fcc-Übergangsmetalle überein. Lediglich in den Fäl-
len Cr (+3,5%), Mn (-3,6%) und Ag (+4,0%) sind größere Unterschiede festzustellen.
Die berechneten Bindungsenergien (pro Atom) entsprechen innerhalb der Reihe der 3d-
Elemente bereits 73% bis 92% der Werte des Festkörpers. Lediglich für Cr wird nur ein
deutlich geringerer Anteil von 58% erreicht. Hier kann man möglicherweise einen Zu-
sammenhang zu den signifikant überschätzten Bindungslängen sehen. Die Clusterstruk-
turen schwererer 4d- und 5d-Elemente erreichen Kohäsionsenergien von ca. 65% bis
75% der Werte ihrer bcc-Phase. Wie bereits für das Element Ta diskutiert, sind für die-
ses Metall u.U. weitere (nicht gefundene) Strukturisomere von Relevanz.
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333