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172 Strukturen von Metallclusterionen
Schalenbesetzungen mit mehr als fünf d-Elektronen besitzen mL und mS verschiedene
Vorzeichen und beide Beiträge richten sich antiparallel aus. Für weniger Elektronen
kann eine positive Kopplung erwartet werden.270 Für die besondere Stabilität des polyi-
kosaedrischen Bindungsmotivs dürfte, wie bereits diskutiert, die Struktur der Cluster-
oberfläche271 und die hohe Koordination der Volumenatome eine wichtige Rolle ein-
nehmen. Beide Atomsorten unterscheiden sich in ihren Umgebungen sehr stark vonei-
nander, was auch in Bezug auf eine Differenzierung zum Mackayikosaeder zutrifft.
Die Bewertungen der magnetischen Eigenschaften der DFT-berechneten Modellstruktu-
ren zeigen im Gegensatz zu fcc-Ikosaederstrukturen die Problematik einer nicht halbbe-
setzten d-Schale: Spinkontamination. Aufgrund der zu erwartenden hohen Spinmultipli-
zität sind unrestricted open-shell (UHF, unrestricted Hartree-Fock) Methoden genutzt
worden. Die Berechnungen verlaufen sehr effizient, haben aber den Nachteil, dass die
verwendeten Wellenfunktionen keine Eigenfunktionen des Spinoperators (hier: S2) sein
müssen. Die Folgen sind, dass durch Minimieren der elektronischen Gesamtenergie
nach dem Variationsprinzip z.T. weitere Spinzustände in die Gesamtwellenfunktion
beigemischt werden (zusätzlicher Freiheitsgrad). In vielen Fällen tritt wegen eines höhe-
ren Energiebeitrags weiterer Zustände i.d.R. kein Mischen ein. Nichtsdestotrotz handelt
es sich bei den Systemen in denen dies eintritt um ein Artefakt des Methodenansatzes
und führt u.U. zu einer falschen Wellenfunktion. Das Überprüfen der Spinkontaminati-
on kann anhand des Erwartungswerts S2 durchgeführt werden. Dieser sollte bei ferro-
magnetischer Kopplung nicht mehr als 10% von seinem Betrag Sz·(Sz+1) abweichen.
Die Cs-Strukturen von V und Mn zeigen zwischen berechnetem Sz und S2 sehr starke
Diskrepanzen, was auf eine antiferromagnetische Spinkopplung hindeutet. Ein anderes
Bild (<10% Abweichung) ergibt sich demgegenüber für die Metalle Cr, Nb und Ta. Die
Eisenstruktur besitzt einen nahezu reinen elektronischen Zustand: Hier wird die größte
Spinmultiplizität unter den bcc-Elementen M = 162 berechnet. Das benachbarte Mn
zeigt deutliche qualitative Abweichungen zur Cs-sMtheo-Funktion (siehe auch berechne-
ter Rw-Wert von 10,3%).
Möglicherweise stellt die d-Konfiguration des Eisens einen elektronischen Schalenab-
schluss (z.B. dα-Band, siehe Abbildung 126, Seite 154) des polyikosaedrischen Struk-
turtyps dar. In der weiteren Unterschale (dβ-Band) befänden sich bis zu 161 weniger
Elektronen und man würde bei entsprechender Kopplung der α-Elektronen von einem
ferromagnetischen oder einem superparamagnetischen Teilchen sprechen.272 Die frühe-
ren Übergangsmetalle könnten die Schale nicht vollständig füllen und entsprächen im
weiteren Sinn einer speziellen Form von Jahn-Teller-Fall oder unterlägen stärkeren
thermischen Fluktuationen der Spinkopplung. In der Tat zeigt die Populationsanalyse
der Fe-Cs-Struktur eine klare und über (nahezu) alle 55 Atome homogene Differenzie-
rung in eine d5- (Majoritätsband) und d2- Besetzung (Minoritätsband). Oberflächen- und
Volumenatome zeigen hier keine nennenswerten Unterschiede.
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Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333