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eingesehen werden können. Das ist hier nur in ganz geringem Maße der Fall ; der
größte Teil des Materials, über das wir schreiben – nicht nur die Hs., sondern auch
die meisten Drucke –, ist nur schwer zugänglich. Unser Buch ist deshalb ebenso als
Repertorium wie als Geschichte angelegt : Es verfolgt neben dem anspruchsvolleren
Bemühen, die wesentlichen Entwicklungslinien nachzuzeichnen und verständlich zu
machen, auch das elementare Ziel, das vorhandene Material bzw. einen repräsen-
tativen Ausschnitt davon vorzustellen ; Letzterem dienen insbesondere die häufigen
Zusammenfassungen einzelner Werke und die Zitate, mit denen wir sie dem Leser in
ihrer Eigenart vor Augen führen, sowie das Verzeichnis der Primärtexte am Schluss.
Der Literaturbegriff, von dem wir ausgegangen sind, entspricht nicht der mo-
dernen Vorstellung von Literatur als Belletristik. Im Mittelalter und in der Frühen
Neuzeit stand an ihrer Stelle der umfassendere Begriff litterae, unter dem man alle
schriftlichen Texte subsumieren konnte, die einen gewissen Gestaltungswillen erken-
nen ließen. Auf lat. Werke, die sich einer mühevoll erlernten Zweitsprache bedien-
ten, traf dies von vornherein zu, und zwar auf Fachliteratur, Wissenschaftsprosa und
Gebrauchstexte aller Art ebenso wie auf anspruchsvollere Genera wie Poesie oder
Historiographie. Wir haben uns grundsätzlich an diesem Konzept der litterae ori-
entiert. In der Praxis mussten wir allerdings bei den Gebrauchstexten gewisse Ab-
striche machen, indem wir insbesondere die (anderweitig schon gut erschlossenen)
Urkunden und die Inschriften ausklammerten. Vor allem Letzteres ist bedauerlich,
da sich unter der frühneuzeitlichen Epigraphik zahlreiche literarisch anspruchsvolle
Beispiele, etwa viele Gedichte, finden. Die heuristische Aufgabe, einen einigermaßen
repräsentativen Überblick über die lat. Inschriften des Landes zu gewinnen, hätte
uns aber bei weitem überfordert.
„In Tirol“ haben wir ernst und wörtlich genommen : Es ging darum, das literari-
sche Leben in lat. Sprache nachzuzeichnen, das sich in der Region entwickelte bzw.
in engem sachlichem Zusammenhang mit ihr stand, nicht darum, alles zu sammeln,
was sich irgendwie mit dem Land in Verbindung bringen ließ. Behandelt wurden
deshalb nur solche Werke, die in Tirol selbst entstanden sind oder auf andere Art –
Tirol als Thema, Widmung an einen Landesfürsten oder (selten) Erstdruck in einer
Tiroler Presse – einen deutlichen Bezug zu diesem erkennen lassen. Werke von Auto-
ren, die zwar in Tirol geboren sind, aber anderswo gelebt und gewirkt haben, wurden
dagegen nicht berücksichtigt, ebenso wenig das gesamte Œuvre von Schriftstellern,
die nur einen Teil davon in Tirol verfasst haben. An diesem Prinzip haben wir auch
dort festgehalten, wo das, wie etwa bei Nicolaus Cusanus, Nikolaus Avancini oder
Jakob Balde, den vollständigen oder partiellen Verzicht auf große Namen bedeutete.
Bei den recht zahlreichen Vertretern der Gattung der Reiseberichte, die vom Weg
durch Tirol nur als Teilstück einer längeren Route berichten, schien uns eine exemp-
larische Vorstellung ausreichend.
Vorwort
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593