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Dichtung 71
Pusculus,
Symonis :
Entstehung und
Drucklegung
Das literarisch ehrgeizigste Produkt,
das im Gefolge des Simonprozesses ent-
stand, ist das etwa 1478 abgeschlossene,
doch erst 1511 in Augsburg gedruckte
Epos […] duo libri Symonidos, de Iudae-
orum perfidia, quo modo Iesum Christum
crucifixerunt, divos Ricardum Parisi-
ensem Symonem Tridentinum afflixere
martyrio supliciaque dedere („[…] zwei
Bücher der Simonis, über die Heimtü-
cke der Juden, wie sie Jesus Christus ge-
kreuzigt, die Heiligen Richard von Paris
und Simon von Trient gemartert haben
und wie sie bestraft wurden“). Sein Au-
tor, der aus Brescia stammende Poet
Ubertinus Pusculus, der in Konstanti-
nopel Griechisch gelernt und später in
Rom ein Epos über die Eroberung der
Stadt durch die Türken publiziert hatte,
verfasste das Werk im Auftrag Hinder-
bachs, der ihn 1479 entlohnte und das
Resultat, wie die Hs. 69.202 des Archi-
vio di Stato di Trento bezeugt, sogar selbst korrigierte. Diese Korrekturen legen
auch nahe, dass die Symonis zur baldigen Veröffentlichung bestimmt war. Es dürfte
mit dem verhältnismäßig großen Umfang des Gedichts (gut 1500 Verse) und den
beschränkten Möglichkeiten der Druckerei in Trient zu tun haben, dass dieses Vor-
haben scheiterte. Der Herausgeber, Johannes Curtius aus Ebersbach, gibt in einem
dem Werk vorausgehenden Brief an den Leser an, er habe seine Hs. auf Umwe-
gen von einem Christian Umhauser erhalten. Dieses Manuskript liegt heute in der
ÖNB (Cod. ser. n. 12822).
Im Druck, der mit insgesamt vier Holzschnitten des gemarterten, aufgebahrten und ver-
klärten Simon (vgl. Abb. 11) optisch ansprechend gestaltet ist, stehen dem Epos eine Reihe
kürzerer Stücke voran : Auf die Titelseiten folgen zunächst Hendekasyllabi eines Othmar
Progneus Trebos und Distichen von Giano Pirro Pincio (vgl. hier S. 311), die jeweils eine
kurze Inhaltsangabe enthalten und die Publikation des schon fast vergessenen Werkes
durch Curtius lobend hervorheben, dann die schon erwähnte Elegie des Tiberinus und
eine weitere von Raffaele Zovenzoni (s.u.). Danach kommt der Brief des Herausgebers,
der auch wegen der Angaben zur intendierten Wirkung des Werkes interessant ist : Curtius
Abb. 10: Frontispiz von Johannes Matthias
Tiberinus’ In Beatum Symonem […] epigramma,
Trient 1482.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593