Seite - 129 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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Biographie 129
tur. Felicissimi mortalium, sua si bona cognoscentes libidini frenum ponerent ! Sed die noctuque
commessati stupra et adulteria passim admittunt neque virgo apud eos nubit.
Keine Angst vor Krieg hält sie in Atem, weder quält sie Ehrgeiz noch reibt gewaltiger Hun-
ger nach Gold sie auf. Ihr Reichtum ist Vieh, das sie im Winter mit Heu nähren ; davon
leben sie. Man kann unter ihnen Menschen finden, die mit Sicherheit noch niemals ge-
trunken haben, denen Speise aus Milch die Stelle des Trankes vertritt. Die fern der Kirche
wohnen, legen die Körper ihrer im Winter Verstorbenen unter freien Himmel und bewah-
ren sie steifgefroren bis zum Sommer auf ; dann durchzieht der Pfarrer seine Pfarrei, führt
einen langen Begräbniszug an und nimmt, während er die letzten Worte spricht, mehrere
Leichen zugleich in den Friedhof auf ; die Angehörigen folgen dem Begräbnis mit tro-
ckenen Wangen. Die Glücklichsten der Sterblichen wären sie, würden sie nur ihre Güter
erkennen und ihre Lust zügeln ! Aber sie saufen Tag und Nacht, begehen überall Unzucht
und Ehebruch und keine heiratet bei ihnen als Jungfrau.
Piccolomini, der das Sarntal wahrscheinlich nie mit eigenen Augen gesehen hat,
erweist sich hier als brillanter Schüler der antiken Ethnographen, insbesondere des
Tacitus, der in seiner Germania ein ähnlich vielschichtiges Bild der alten Germanen
zeichnet. Edle-Wilde-Topik, alpine Exotik, kulturelle Leistungen und gravierende
moralische Defizite fügen sich zu einem Porträt von Land und Leuten zusammen,
das letzten Endes ebenso einprägsam wie realistisch wirkt (und durch eine Reihe
vergilischer Echos wie auri magna fames oder Felicissimi mortalium, sua si bona zu-
sätzlichen Glanz gewinnt).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593