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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Seite - 141 -
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Brief 141 kirchlichen Weisung waren sie dazu angehalten, Exsequien und andere offizielle Handlungen zu unterlassen ; der Herzog, und mit ihm das Volk, bestanden jedoch auf der Missachtung dieser, ihrer Meinung nach, ungerechtfertigten Weisung. In welchem Zwiespalt sich die Ordensleute damals befanden, kann exemplarisch ein Brief des Priors der Kartause Schnals aus dem Jahr 1460 zeigen.12 Dieser richtet da- rin an einen höher gestellten Geistlichen eine schriftliche Anfrage mit der Bitte um definitive Klärung der Frage, wie sich der Orden zu verhalten habe. Den Adressaten setzt der Schreiber unmissverständlich darüber in Kenntnis, dass das Interdikt in Tirol nicht beachtet werde : Cuncta divina officia publice absque observatione cuius- cumque interdicti exequuntur (Bl. 2r ; „Alle Gottesdienste werden, ohne Beachtung des Interdikts, öffentlich abgehalten“). Dem fügt er an (Bl. 2r) : [Sacerdotes] unanimi quadam concordia, crassam quandam seu potius affectatam ignorantiam ut videtur pretendentes, seu plus corporum forsitan quam animarum salutem spectantes. Die Geistlichen sind sich in dieser Frage ganz und gar einig ; dabei schützen sie völlige Unkenntnis vor – oder sollte es vielleicht doch so sein, dass sie in dieser Frage mehr auf das Heil ihres Körpers als auf jenes ihrer Seelen achten ? Anschließend weist der Prior darauf hin, dass seine Gemeinschaft, wiewohl ab- geschieden und fernab vom politischen Leben, früher und eindringlicher als an- dere auf eine genaue Unterweisung in dieser Causa gedrängt habe. Damit meint der Prior eine alia litera („anderen Brief“), in dem offensichtlich schon einmal um Auskunft angefragt wurde. Aufgrund einer unbefriedigenden oder fehlenden Rück- meldung mussten sich die Ordensleute aufgrund der in ganz Tirol herrschenden Zensur nach wie vor mit den Informationen, welche man heimlich über einen Ka- noniker aus Innichen13 bekommen hatte, begnügen. Der Prior beteuert, dass er den Vorschriften des Adressaten unbedingt zu folgen gedenke, omni timore cuius- cumque terrene potestatis postposito (Bl. 4r ; „ohne Furcht vor irgendeinem weltlichen Herrscher“). Stilistisch auffallend an diesem Schreiben ist die extreme Länge der Sätze, verknüpft mit einer umständlichen, bisweilen fast kryptischen Ausdrucks- 12 Das Dokument liegt in einer Abschrift des ÖNB-Cod. 5497 im TLMF (Dip. 747/7). Die Datie- rungen, welche bei Rief 1904, 137 mit 1461 und im ÖNB-Tabulaekatalog mit 1466 angegeben sind, sind beide falsch. Aufgrund der Tatsache, dass im Brief von einem gewaltsamen Angriff Sig- munds auf Cusanus ipsa die paschae anni currentis (Bl. 1r ; „eben am Ostertag dieses Jahres“) die Rede ist, welcher 1460 in Bruneck erfolgte (Jäger 1862, Bd. 2, 7–9), muss der Brief aus dem zuletzt genannten Jahr stammen. 13 Neben Toblach war Innichen die einzige Gemeinde in Südtirol, in welcher das Interdikt beachtet wurde (Brandstätter 2001, 159).
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
TYROLIS LATINA
Untertitel
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Band
1
Autoren
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Herausgeber
Karlheinz Töchterle
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
602
Schlagwörter
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. Epochenbild (Josef Riedmann) 21
  3. Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
  4. Epochenbild (Lav Šubarić) 55
  5. Dichtung (Martin Korenjak) 66
  6. Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
  7. Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
  8. Biographie (Wolfgang Kofler) 123
  9. Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
  10. Musik (Lukas Oberrauch) 143
  11. Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
  12. Philosophie (Stefan Tilg) 167
  13. Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
  14. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
  15. Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
  16. Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
  17. Theater (Stefan Tilg) 266
  18. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
  19. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
  20. Brief (Martin Korenjak) 335
  21. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
  22. Philosophie (Stefan Tilg) 349
  23. Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
  24. Medizin (Lukas Oberrauch) 362
  25. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
  26. Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
  27. Dichtung (Martin Korenjak) 397
  28. Theater (Stefan Tilg) 436
  29. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
  30. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
  31. Biographie (Florian Schaffenrath) 505
  32. Brief (Martin Korenjak) 517
  33. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
  34. Philosophie (Stefan Tilg) 545
  35. Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
  36. Medizin (Lav Šubarić) 564
  37. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
  38. Farbtafeln 593
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