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260 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
Geizkofler über
seine Familie weist Portner sich in der Durchführung
als weniger einfallsreich. So gerät sein
Poemation zu einem langweiligen Ka-
talog, der stereotyp die Tugenden der
einzelnen Habsburger und ihre Leis-
tungen in Krieg und Frieden preist. Die
durchaus vorhandenen Möglichkeiten,
diese Aufzählung zu beleben, z.B. durch
Variation der Übergänge von einer Per-
son zur nächsten, Entfaltung der dem
Thema „Stammbaum“ inhärenten bota-
nischen Metaphorik oder Orientierung
an der vergilischen Heldenschau (die
Habsburger führten sich ja auf Aeneas
zurück : Tanner 1993), bleiben weitge-
hend ungenutzt.
Eine weit bescheidenere Familie,
nämlich seine eigene, beschreibt und
lobt der einundzwanzigjährige Lucas
Geizkofler (vgl. hier S. 303 und 514 ;
Schaffenrath 2007) in einem eigenar-
tigen Werklein, das er im September
1571 verfasst : In der Ioannis Geizkofleri
et Barbarae Kuglerin eius uxoris progenies
(„Nachkommenschaft des Johannes Geizkofler und seiner Frau Barbara Kuglerin“),
die sich auf Bl. 369r–374v der Hs. TLMF, 1117 findet, lässt er in chronologischer
Reihenfolge alle Mitglieder seiner aus Sterzing stammenden Familie zu Wort kom-
men. Vater und Mutter sowie die von 1523 bis 1550 geborenen 16 Kinder – zwölf
Söhne und vier Töchter –, deren letztes Lucas selbst ist, stellen sich jeweils in eini-
gen (einem bis 21) Distichen vor. Bereits Verstorbene melden sich dabei ebenso zu
Wort wie noch Lebende ; im Anschluss an die Söhne präsentieren sich jeweils auch
deren Ehefrauen. Typische Themen sind Geburtsdatum, Angaben zu Beruf, Ehele-
ben und Kindern sowie Bitten um Gottes Segen. Beim vierten Kind, Johannes, liest
sich das etwa folgendermaßen (Bl. 371r) :
Nascor Joannes, ut post ter saecula quinque
A Christo decies tertius annus erat.
Qui Salzburgensem regit Archiepiscopus urbem
Me famulum princeps largus et aequus habet.
Abb. 35: Stammbaum der Habsburger aus den
Annales des Gerhard de Roo, Innsbruck 1592.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593