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314 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
Fortwirken
Innozenz von
Prato
Überlieferung Nach der Veröffentlichung seines Geschichtswerkes konnte kein Regionalhistori-
ker mehr an Pincio vorbei, weder seine Nachahmer noch seine Kritiker. Zu Pincios
Gegnern zählt etwa der im Dienst des Tiroler Landesfürsten schreibende Christoph
Wilhelm Putsch, der v.a. in seiner Assertio (vgl. hier S. 323–324) eindeutig, jedoch
ohne den Namen zu nennen, gegen Pincio Position bezieht. Pincios eigenes Werk
wurde in Trient 1648 ins Italienische übersetzt : Annali overo croniche di Trento. In
einem neuen Vorwort wendet sich der Übersetzer (vielleicht Carlo Zanetti, vgl.
Dell’Antonio 1929) an Bischof Carlo Emanuele Madruzzo, dem er das nunmehr in
14 Bücher eingeteilte Werk, das über Pincio hinausgehend noch die Taten Kaiser
Karls V. behandelt, widmet.7
Eindeutig zu Pincios imitatores ist Innozenz von Prato zu zählen, der ebenfalls
ein Werk über die Geschichte Trients in zwölf Büchern verfasste. 1554 in Trient
geboren, ging er zusammen mit seinem Bruder Germano in Padua dem Rechts-
studium nach. In die Heimat zurückgekehrt, wurde er 1581 zum Bürgermeister
gewählt und machte sich besonders durch die Berufung eines Buchdruckers nach
Trient verdient. Eine wichtige Rolle scheint Innozenz bei der Ernennung Carlo
Emanuele Madruzzos zum Koadjutor 1595 gespielt zu haben, zumindest nach sei-
nem eigenen Zeugnis (BCT, ms. 4, 252). Innozenz von Prato starb 1615.8
Sein im Autograph erhaltenes Werk Tridentinae civitatis commendabilia totiusque
episcopatus historia („Berichtenswertes über die Stadt Trient und Geschichte der
gesamten Bischofsherrschaft“)9 aus dem Jahr 159310 besteht nicht aus mehreren
Hs. (so Ambrosi 1894, 25), sondern aus einer einzigen (BCT, ms. 4 ; im Folgenden
wird, wenn nicht anders vermerkt, nach der Paginierung dieser Hs. zitiert), wobei
die Hälfte des ersten Buches verloren ist. Für diesen Teil kann man auf zwei Ab-
schriften des 18. Jhs. (BCT, ms. 5–7 und 8) zurückgreifen.
Innozenz teilt die Geschichte Trients in verschiedene status (etwa „Verwaltungszustände“)
ein und ordnet so auch den Stoff seiner ersten beiden Bücher an : Im ersten Buch wird be-
schrieben, wie Trient von den Galliern (status 1), dann von den römischen Konsuln (status
2) und schließlich von den römischen Kaisern (status 3) regiert wurde. Die Herrschaft
der Goten (status 4) und der Langobarden (status 5) in Oberitalien ist Inhalt des zweiten
Buches (35–69). Das dritte Buch (70–155) ist dem Wachstum der Macht der Trientner
7 Von dieser italienischen Übersetzung erschien 1967 in Bologna ein fotomechanischer Nachdruck
als Bd. 27 der Reihe Historiae urbium et regionum Italiae rariores.
8 Vgl. Hirn 1885–1888, Bd. 1, 359 ; Ambrosi 1894, 24–25 ; Gasser 3, 100 ; Allegri 2004, 558, 572.
9 Der Titel des Werkes ist nicht dem Autograph (BCT, ms. 4) entnommen, da dort der Beginn fehlt,
sondern folgt der Abschrift BCT, ms. 5.
10 Zur Datierung vgl. BCT, ms. 5, 15. Im Werk finden sich ergänzte Einträge bis ins Jahr 1595 (z.B.
288–289).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593