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Geschichtsschreibung 325
reichischen Fürsten aus dem Hause Habsburg in Krieg und Frieden“) nicht mehr
miterleben ; sie waren bei seinem Tod 1589 noch nicht fertiggestellt, sondern wur-
den erst 1592 von Konrad Dietz von Weidenberg, dem lat. Schulmeister aus Feld-
kirch und späteren Sekretär Ferdinands,24 zu Ende gebracht. Ausschließlich von
Dietz stammen die fünfseitige Widmungsepistel (Bl. a2r–[a4]r) an Erzherzog Fer-
dinand II. und der umfangreiche Index am Schluss des Werks, in der Schrift selbst
hingegen ist es schwer zu entscheiden, bis zu welchem Grad sie überarbeitet werden
musste. Dietz selbst gebraucht für seine Arbeit in der Widmungsepistel den Aus-
druck adimplere, hier vielleicht soviel wie „anreichern“ bedeutet. Auf jeden Fall er-
hielt auch Dietz Zugang zur erzherzoglichen Bibliothek und allerlei Unterstützung
durch Anton Klösel und Justinian Moser, Ferdinands Sekretäre.
Die Annales bestehen aus zwölf Büchern und behandeln die Geschichte der Habsburger
von Rudolf I. bis zum Tod Kaiser Maximilians I. 1519 : Das erste Buch (1–50) behandelt
die Urgeschichte des Hauses Habsburg und den Beginn seiner Herrschaft in Österreich bis
zum Tod Rudolfs I. 1291. Im Zentrum des zweiten Buches (51–92) steht Albrecht I., Buch
drei (93–126) reicht bis zur Erwerbung von Triest 1382. Höhepunkte von Buch vier (127–
166) sind der Tod Leopolds III. im Krieg gegen die Schweizer bei Sempach, der Streit um
die Vormundschaft über Albrecht V. nach dem Tod seines Vaters, die Einberufung des
Konzils von Konstanz und die Unternehmungen gegen die Hussiten. Das fünfte Buch
(167–207) beginnt mit der Kaiserkrönung Sigismunds in Rom. Sein Nachfolger Albrecht
musste sich zunächst im Streit um Böhmen durchsetzen und konnte dann Erfolge gegen
die Türken erringen. Buch sechs (208–243) beginnt mit der Erhebung der österreichischen
Adeligen unter Ulrich Eytzinger gegen Kaiser Friedrich. Ladislaus V. ließ sich zum König
von Ungarn krönen. Sultan Mehmed II. wurde bei Belgrad zurückgeschlagen. Nach Ladis-
laus’ Tod wählten die Böhmen Georg von Podiebrad zu ihrem König, die Ungarn Mathias
Corvinus. Das Buch endet mit den Streitigkeiten zwischen Herzog Sigmund und Bischof
Nicolaus Cusanus. Buch sieben (244–288) beginnt mit dem Krieg der Schweizer gegen
Sigmund. Die Wiener verbannten den Kaiser aus ihrer Stadt, schließlich kam es jedoch zur
Versöhnung zwischen den Brüdern Albrecht und Friedrich. Herzog Sigmund beschließt
wiederum das Buch : Er versöhnte sich mit dem Papst. Im achten Buch (289–317) tritt
Friedrich als Friedensstifter auf. Der Papst setzte Georg Podiebrad als König von Böhmen
ab, dem Mathias Corvinus nachfolgen wollte, doch die Böhmen entschieden sich für La-
dislaus. Maximilians Heirat mit Maria von Burgund wurde angebahnt. Mathias griff das
österreichische Kerngebiet an, Friedrich setzte auf Verhandlungen statt auf Krieg. Am Be-
24 Vgl. Egger 1867, 13 ; Hirn 1885–1888, Bd. 1, 346–348 ; Lhotsky 1941/45, 200. Dietz bezeichnet
de Roo in der Widmungsepistel (Bl. a2r) als seinen „einzigartigen Freund“ (singularis amicus), später
als „alten Freund“ (veterem amicum).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593