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Dichtung 429
gelungene
Leistungsschau
Scientia,
P
anegyrica ode
11–12). Wiederum folgen drei Epigramme, die diesmal Anagramme des Namens
des Gefeierten enthalten ([51]–[52]). Abgerundet wird die Sammlung durch zwei
Oden (die zweite in einem Epodenmaß, s.o.), die Carlo Emanuele als guten Hirten
und wiederum als Titularbischof der unfrommen Aureliopolitaner preisen ([52]–
[54]), und durch das schon erwähnte Schlussgedicht.
Insgesamt ist den Jesuiten der poetische Teil ihrer Leistungsschau durchaus ge-
lungen. Die Sammlung ist einleuchtend strukturiert, die Gedichte sind abwechs-
lungs- und ideenreich und stehen insbesondere sprachlich fast durchwegs auf
hohem Niveau. Die folgende sorgfältig ausgearbeitete Überleitung aus der Sylva
– Triton schwimmt von Trient zur Tibermündung ([27]) – mag den letztgenannten
Punkt verdeutlichen :
At celer incumbit pelago ludensque per undas
Et cauda et manibus diverberat aequora Triton.
Iamque propinquabat Latiali Thybridos Urbi
Semifer ; inspirat conchae : cum murmure fluctus
Undique et ingenti resonant cava littora bombo.
Doch Triton stürzt sich rasch ins Meer, durchschwimmt spielerisch die Wellen und teilt
mit Schwanz und Händen die Meeresfläche. Und schon näherte er sich der Stadt am Tiber
in Latium, das Halbtier ; er bläst in die Muschel : Überall werfen mit Gemurmel die Flu-
ten, die buchtigen Ufer mit ungeheurem Getöse den Schall zurück.
Eine weitere, ebenfalls recht interessante Publikation zu Carlo Emanueles Amts-
antritt ist ein nur 8 Seiten umfassendes Bändchen, das ein nicht näher bekannter
J.B. Scientia unter dem Titel Panegyrica ode („Panegyrische Ode“) 1626 in Trient
herausbrachte. Von den vier Einzelstücken, die es enthält, bieten die letzten drei,
ein Epigramm auf die Überreichung der Bischofsinsignien, ein anagrammatisches
Epigramm und ein ‚kabbalistisches‘ Chronogramm (vgl. hier S.
626), wenig Bemer-
kenswertes. Anders sieht es mit dem ersten und längsten Gedicht aus, das dem gan-
zen Band den Namen gegeben hat und selbst noch einmal den Titel Tricolos penta -
strophos („Ode in dreierlei Versmaßen und fünfzeiligen Strophen“)19 trägt. Inhalt lich
variiert zwar auch dieses Gedicht nur geläufige Topoi (Carlo Emanueles Tugend,
sein Eintreten für Recht und Ordnung, seine Förderung der Künste, Trients Glück
19 Die Charakterisierung von Odenstrophen durch die Anzahl verschiedener Versmaße und die Anzahl
von Versen pro Strophe war in der Frühen Neuzeit geläufig. Vgl. etwa die Bezeichnung einer Ode
im zweiten asklepiadeischen Maß – Strophen aus drei Asklepiadeen und einem Glykoneus – in
Perottis Alexiusgedichten (14–15 ; s.o.) : Dicolos tetrastrophos.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593