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466 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Struktur und
Funktion auf Bl. 8v eingelegten Gedicht Girolamo
Fracastoros, das Karls V. Trauer ĂĽber den
Tod des Aliprando Madruzzo beschreibt).
In der Folge wird Lodovico mit einem edel-
steinbesetzten siebenarmigen Leuchter ver-
glichen (Bl. 12r–19r) : Den sieben Flammen
entsprechen die sieben Freien KĂĽnste, die er
beherrscht (Bl. 12v–15r), den sieben Edel-
steinen seine sieben Tugenden (Bl. 15r–18r ;
Jaspis : Standhaftigkeit ; Karneol : Tapferkeit ;
Topas : Betrachtung Gottes ; Karfunkel :
Nächstenliebe ; Onyx : Demut ; Smaragd :
Keuschheit ; Chrysolith : Klugheit), den
sieben Armen die sieben Gaben des Heili-
gen Geistes, die er besitzt (Bl. 18r–19r : den
Geist der Weisheit, der Einsicht, des Rates,
der Stärke, der Wissenschaft, der Fröm-
migkeit und der Furcht des Herrn, vgl. Jes
11,2–3). Sicher genießt Lodovico die Selig-
keit des Paradieses, ist er doch sozusagen als
Märtyrer gestorben : Trotz seines schlechten
Gesundheitszustands hat er den Auftrag des
Papstes übernommen, durch die Lösung
einer schwierigen theologischen Streitfrage
die Christenheit vor dem Zerfall zu retten, und ist schließlich den zwei Jahre währenden
geistigen Anstrengungen erlegen (Bl. 19r–21r). Seine Beisetzung erfolgte in Rom, sein Tod
in einem Jubeljahr, seine letzten Stunden waren vorbildlich, und er hinterlässt in Carlo
Gaudenzio einen würdigen Nachfolger (Bl. 21r–22r).
Die Rede ist klar strukturiert : Auf eine einleitende Klage folgt ein umfangreicher
Lobteil, der sich in einen Ăśberblick ĂĽber die Familie Madruzzo und ein thematisch
organisiertes Lob Lodovicos gliedert ; Trost wird eher implizit gegen Schluss ge-
spendet. Wie die Trauerrede auf Eufemia Madruzzo (vgl. hier S.Â
285–286) versucht
auch die vorliegende, dem Publikum die Größe der Madruzzo insgesamt vor Augen
zu fĂĽhren. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine zu Beginn des Familien-
abschnitts (Bl. 4v–5r) gemachte Unterscheidung zwischen an der antiken Tradition
orientierter weltlicher Rhetorik, welche bei einem Todesfall auch die Familie des
Verstorbenen behandeln dĂĽrfe, und geistlicher Rhetorik, welcher das eigentlich
verboten sei. Der Redner rechnet seine Rede der zweiten Art zu, ignoriert dann
Abb. 67: Porträt des Lodovico Madruzzo, aus
Dominicus Custos’ Atrium heroicum, Augsburg
1600.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593