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Geschichtsschreibung 481
Charakteristik
Quellen
Nies
Franciscus
Guillimannus
dritten Biographien und Werke von bedeutenden Schriftstellern, im vierten Hä-
resien, im fünften Konzilien, während das sechste eine Chronik der wichtigsten
Ereignisse bietet, eingebettet in eine Liste der römischen Konsuln.
Für sein Werk waren Burgklechner die zwischen 1588 und 1593 erschiene-
nen Annales ecclesiastici a Christo nato ad annum 1198 („Kirchliche Annalen
von der Geburt Christi bis zum Jahr 1198“) des Kardinals Caesar Baronius
(1538–1607) Inspiration und Vorbild. In seinem für seine Epoche typischen
Abrücken von den Ansprüchen der humanistischen Geschichtsschreibung
drängt Burgklechner die stilistische Durchformung des Stoffes zugunsten sche-
matischer Übersichtlichkeit zurück und erhebt den Anspruch, simplici quidem
stylo, syncera tamen fide (Bl. [VI]v ; „zwar in einem einfachen Stil, aber im reinen
Glauben“) zu schreiben. Seine Kompilation, in der die inhaltlichen Zusam-
menhänge vielfach zerrissen werden, verzichtet weitgehend auf eine Interpreta-
tion der Geschichte. Seine gegenreformatorische Position tritt, abgesehen von
expliziten Äußerungen im Vorwort, v.a. durch die auf die zentrale Rolle des
Papsttums gerichtete Auswahl und Anordnung des Materials zutage.
Die Vielzahl an antiken Quellen, die Burgklechner für sein Werk ausgewertet
hat, zeugt von seinem Vollständigkeitsanspruch und seinem großen Sammlerfleiß,
der sich später bei der Ausarbeitung des Tyrolischen Adlers noch steigern sollte,
und verleiht dem Thesaurus einen gewissen Wert als Materialsammlung. Die Dar-
stellung orientiert sich inhaltlich neben Baronius v.a. an Johannes Cuspinianus
(1473–1529). Weiters werden von den Autoren des 16. und 17. Jhs. Hieronymus
Osorius (1506–1580), Benedictus Pererius (1535–1610) und Robert Bellarmin
(1542–1621) herangezogen.
Antiquarische Untersuchungen, die im 18. Jh. im Kreis um Anton Roschmann
(vgl. hier S. 743–752) zur Blüte kommen werden, sind in dieser Zeit noch sel-
ten. Neben Burgklechners Thesaurus, der sich auch mit der Antike beschäftigte, ist
hier nur eine Hs. des Jesuiten Johannes Nies (1583–1634) zu nennen. In diesem
Werklein mit dem Titel Capita sex de antiquitatibus Romanorum („Sechs Kapitel
über die römischen Altertümer“ ; Fiecht, Cod. 187,5, 1–19), das wohl in Zusam-
menhang mit seinen Unterrichtspflichten am Haller Jesuitengymnasium entstand,
befasste er sich mit den römischen Maßen, Gastmählern und Begräbnissen sowie
mit dem sagenhaften Ursprung der Römer und ihrer Zeitrechnung.
Franciscus Guillimannus (um 1565/70–1612) stammte aus Freiburg i.B. und
widmete sich nach seiner Ausbildung bei den Jesuiten in Dillingen und Paris zu-
nächst v.a. der Erforschung der Schweizer Geschichte, die er in Abgrenzung zu jün-
geren protestantischen Arbeiten aus dezidiert katholischem Blickwinkel darstellte.
Nach der negativen Aufnahme seiner De rebus Helveticis […] libri quinque („Fünf
Bücher […] über Schweizer Geschichte“ ; Fribourg 1598) wandte er sich unter-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593