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Philosophie 547
Titel sind allerdings erst fĂĽr das Jahr 1636 ĂĽberliefert.2 Zu den ersten erhaltenen
Texten gehören die 1641 von den Brüdern Paul und Kaspar Weinhart (1623–1710
bzw. 1624–1692) unter dem Vorsitz von Georg Seiser disputierten Propositiones
logicae ex prolegomenis, praedicabilibus, praedicamentis („Logische Lehrsätze aus Pro-
legomena, Prädikabilien und Prädikamenten“ ; Innsbruck 1641 ; BS 4, 620, Nr.
24 [unter : Speiser !] und 7, 1105, Nr. 1). Bei den Respondenten handelte es sich
um Söhne des bekannten Arztes Paul Weinhart d.Ä., die später auch ihrerseits den
Beruf des Vaters ergriffen und im Dienst der Tiroler Erzherzöge standen (vgl. Hye
1970, 9 ; s. hier S. 583). In ihrer Disputation, die im Folgenden exemplarisch be-
handelt wird, finden wir viele theoretische Grundsätze der Ratio studiorum in die
Praxis umgesetzt.
In der Widmung an Ferdinand Karl und Sigmund Franz werden deren körperliche und
geistige Vorzüge sowie ihr Kampf gegen die Häresie hervorgehoben. Dem Hinweis auf den
langjährigen Dienst des Vaters für die Tiroler Erzherzöge folgt die Bitte um eine gütige
Aufnahme der Schrift. Im Hauptteil werden 53 Lehrsätze in den im Titel angekündigten
drei Abschnitten disputiert. Jedem dieser Abschnitte steht eine kurze allgemeine Einlei-
tung von einigen Zeilen voran :
1. prolegomena : In der Einleitung wird auf den didaktischen Brauch hingewiesen, vor
dem aristotelischen Organon einführende Gedanken zu äußern und die Isagoge des neupla-
tonischen Philosophen Porphyrios (ca. 234–305/10) zu behandeln. Damit ist der Gesamt-
plan skizziert : Prolegomena – Prädikabilien nach Porphyrios – Kategorien nach dem Or-
ganon. Da die Isagoge auch ins Problem der Universalien einfĂĽhrt, deckt sich dieser Aufbau
mit der Empfehlung der Ratio studiorum, zuerst Einleitendes zu sagen, dann das Univer-
salienproblem anzureiĂźen und schlieĂźlich zum Organon ĂĽberzugehen. Die Propositionen
der Prolegomena befassen sich in Ăśbereinstimmung mit dem Lehrplan mit der Logik i.A.,
ihrer Seinsweise, ihren Zielen, ihrem Verhältnis zu anderen Wissenschaften usw.
2. praedicabilia : Unter diesem Begriff versteht man die fĂĽnf grundlegenden und univer-
salen Weisen, in denen Prädikate von ihren Gegenständen ausgesagt werden können, näm-
lich in der Weise von genus, species, differentia specifica, proprium und accidens („Gattung,
2 Rudolf Biecheler (Präses)/Johann Franz Clement (Respondent) : Mutatio triplex ad substantiam, qua-
litatem et quantitatem („Dreifache Änderung bezüglich der Substanz, der Qualität und der Quanti-
tät“ ; Innsbruck 1636 ; BS 4, 620, Nr. 19) ; Theodor Botsch (Präses)/Johann Lintner (Respondent) :
Disputatio logica de selectis difficultatibus („Logische Disputation über ausgewählte Schwierigkeiten ;
Innsbruck 1636 ; BS 4, 620, Nr. 20). In der Bozner Propsteibibliothek ist eine auf 1626/27 datierte,
vielleicht von Thobias Castner verfasste (vgl. hier S. 402) Einführung in das aristotelische Organon
mit Ausnahme der Topik und der Sophistischen Widerlegungen erhalten (PBBZ, X 40). Möglicher-
weise ging auch sie aus dem Innsbrucker Gymnasium hervor. Jedenfalls taucht Castner 1625 als ein
humanitatis studiosus auf.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593