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588 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Georges Gobat
Sensus et consensus :
Gelehrsamkeit sen gefeiert wurden und an denen allen Gläubigen, die bestimmte Voraussetzungen
erfüllten, ein vollkommener Ablass gewährt wurde. Zu diesen Anlässen erschienen
jeweils zahlreiche volkssprachliche wie lat., populäre wie gelehrte Schriften.
Zu denjenigen Autoren, die sich aus kanonistischer Perspektive am intensivsten
mit dem Thema auseinandersetzten, gehört Georges Gobat SJ (BS 3, 1505–1512 ;
CE 6, 607 ; BBKL 20, 1556). Gobat wurde 1600 im französischen Charmoille im
heutigen Departement Doubs geboren. Er trat 1618 in die Gesellschaft Jesu ein
und war in der Folge als Professor der Theologie bzw. Rektor in Fribourg (1631–
1641, 1654–1656), Hall i.T. (1641–1644, 1647–1651),2 München (1644–1647),
Regensburg (1651–1654) und schließlich Konstanz (1656–1660) tätig, wo er 1679
verstarb. Einen Namen machte er sich in erster Linie als profilierter Vertreter des
Probabilismus (vgl. hier S. 810) ; seine Werke wurden noch zu Beginn des 18. Jhs.
nachgedruckt und hitzig diskutiert. Im Zusammenhang mit dem Jubeljahr 1650
publizierte er in Innsbruck 1649 und 1650 auch zwei umfangreiche Werke zu die-
sem Thema : den Sensus et consensus doctorum de iubileo duplici („Ansicht und Ein-
verständnis der Kirchenlehrer über die beiden Arten von Jubeljahren“) und den
Thesaurus ecclesiasticus indulgentiarum („Kirchlicher Ablassschatz“). Im Folgenden
sei das erste dieser BĂĽcher kurz vorgestellt.
Der Sensus et consensus beginnt nach Titelblatt und Approbation kaum zufällig mit einer
Widmung an den Mann, den wir bereits als Adressaten und Autor von Beichtspiegeln
kennengelernt haben : Bischof Anton von Crosini. Es folgen ein Vorwort an den Leser, in
dem Gobat u.a. auf seine grĂĽndliche historische Arbeitsweise und auf Aspekte verweist, in
denen er über seine Vorgänger hinausgekommen ist, sowie ein Literaturverzeichnis. Da-
nach werden als grundlegende Quellentexte die drei Bullen Appropinquat, Cum nos nuper
und Inter plurimas von Innozenz X. abgedruckt, die sich auf das Jubeljahr 1650 beziehen.
Der Hauptteil (S. 1–331) diskutiert dann in 47 Kapiteln 121 Fragen zum Thema. Ein
Inhaltsverzeichnis und Errata machen den Schluss.
Wie die InhaltsĂĽbersicht schon andeutet, handelt es sich um ein gelehrtes Werk, das
sich ĂĽber weite Strecken ausgesprochen technisch liest. Gobat hat sich bemĂĽht, alle
erreichbaren älteren Arbeiten zum Thema zu berücksichtigen, und entwickelt seine
Ansichten stets in Auseinandersetzung mit der Sekundärliteratur. Seine wichtigsten
Bezugstexte sind jedoch die drei eingangs abgedruckten Bullen. Obwohl Gobat
mitunter über das dort Erwähnte hinausgeht, liest sich seine Darstellung strecken-
weise wie ein Kommentar zu diesen päpstlichen Schreiben. So versteht er sie auch
selbst, wenn er auf der zweiten Seite des Widmungsbriefes erklärt :
2 Die CE spricht von „Halle“, doch das Widmungsschreiben des gleich zu besprechenden Werkes
nennt als Abfassungsort eindeutig Hall i.T.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593