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30 1 Big Data im öffentlichen Diskurs âŠ
1.3.1 Datenschutz im Fokus der Gesetzgebung:
Rechtliche Regelungen fĂŒr den Umgang mit
personenbezogenen Daten
Die bisherige Gesetzgebung zum Datenschutz ist als ein Zwischenstand zu
betrachten, in dem die gesellschaftspolitische Diskussion bzw. der politische Dis-
kurs zum Umgang mit Big Data quasi eingefroren ist.
Im Urteil zur VolkszÀhlung 1983 hat das Bundesverfassungsgericht das
Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung unter den Bedingungen
der modernen Datenverarbeitung definiert als âSchutz des Einzelnen gegen
unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe seiner
persönlichen Datenâ (Der Bundesbeauftragte fĂŒr den Datenschutz und die
Informationsfreiheit 2018).
Wie im Einzelnen mit personenbezogenen Daten zu verfahren ist, regeln das
Bundesdatenschutzgesetz, die Datenschutzgesetze der LĂ€nder und seit 2018 die
Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Danach ist die Erhebung, Verarbeitung
und Nutzung von personenbezogenen Daten nur erlaubt, wenn die betroffene
Person dem zuvor schriftlich zugestimmt hat und sie ĂŒber den Zweck aufgeklĂ€rt
wurde. Dabei gelten die GrundsÀtze der Datensparsamkeit und der Datenver-
meidung, soll heiĂen, dass so wenig personenbezogene Daten wie möglich ver-
wendet und diese, wenn möglich, anonymisiert oder pseudonymisiert werden.
Der Datenschutz ist als klassisches Abwehrrecht gegenĂŒber einem möglicher-
weise ĂŒbergriffigen Staat entstanden.
Als personenbezogene Daten gelten etwa Name, Telefonnummer,
E-Mail-Adresse oder IP-Adresse. Besonders geschĂŒtzt sind Informationen
ĂŒber ethnische Herkunft, politische, religiöse oder philosophische Ăber-
zeugung, Gewerkschaftszugehörigkeit, Gesundheit und Sexualleben. Die BĂŒrger
haben ein Auskunftsrecht, ob und welche Daten gespeichert sind, aus welchen
Quellen sie stammen und zu welcher Verwendung sie dienen. Sie können die
Berichtigung falscher Daten, ihre Löschung oder Sperrung verlangen. Jeder
hat das Recht, der Nutzung seiner Adressdaten fĂŒr Werbung oder Markt- und
Meinungsforschung zu widersprechen und eine Sperrung seiner Daten zu ver-
langen.
Die Datenschutz-Grundverordnung der EU (DSGVO), die im Mai 2018 in Kraft
trat, soll den Schutz personenbezogener Daten bei der Verarbeitung durch Staat und
Privatwirtschaft noch verbessern und gleichzeitig den freien Datenverkehr im euro-
pĂ€ischen Binnenmarkt gewĂ€hrleisten. Sie gilt fĂŒr die EU-MĂ€rkte und ist insofern
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207