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50 1 Big Data im öffentlichen Diskurs âŠ
bilden, die dann im Rahmen von Data-Sharing weiter befĂŒllt wird. Auch wenn dies
nicht unmittelbar realisierungsfÀhig scheint, ist allein die ernsthafte Diskussion
darĂŒber ein Indiz dafĂŒr, dass in der neuen Datenökonomie neue Regeln fĂŒr einen
offenen Um- und Zugang mit Big Data ebenso gefordert sind wie eine weitere Kon-
kretisierung und ErgÀnzung des Kartellrechts, dessen Möglichkeiten noch nicht aus-
geschöpft scheinen. So gesehen sollte die 2018 eingesetzte Regierungskommission
âWettbewerbsrecht 4.0â eine Reihe von relevanten VorschlĂ€gen entwickeln kön-
nen, wie die bisherigen Wettbewerbsregeln auf das Digitalzeitalter weiter anzu-
passen sind (Bundesministerium fĂŒr Wirtschaft und Energie 2018). ErgĂ€nzend sei
darĂŒber hinaus auf rein privatwirtschaftliche Lösungen wie das Modell âIndustrial
Data Spaceâ (Fraunhofer 2016) verwiesen, das auf einen Datenaustausch zwischen
Club-Mitgliedern in einer sicheren, geprĂŒften Austausch-Architektur setzt.
Erleichtert wird der öffentliche Diskurs an dieser Stelle dadurch, dass
diese Konzepte eines diskriminierungsfreien offenen Zugangs zu Big Data
auf bekannte Konstrukte wie die der Allmende, der öffentlichen Infrastruktur
oder öffentlichen GĂŒter Bezug nehmen. Dies kann nicht nur die politische Ver-
stĂ€ndigung ĂŒber ein solches Vorgehen befördern, sondern passt auch zu der neuen
Rolle des Nutzers als souverĂ€ner Datengeber, der weniger geschĂŒtzt als vielmehr
zur aktiven Mitarbeit zum Aufbau der Infrastruktur aufgefordert ist.
1.6.1 Propositionen: Wie der öffentliche Diskurs zu
Nutzen und Schutz von Daten des souverÀnen
BĂŒrgers gestaltet werden kann
Aus alledem lÀsst sich schlussfolgern, dass ein politisch relevantes Handlungs-
konzept zum Nutzen und Schutz von Daten des souverĂ€nen BĂŒrgers gleich
mehrere Merkmale aufweisen muss, die kumulativ zu verstehen sind. Denn ein
solches Konzept muss nicht nur die Leitplanken von Nutzen einerseits und Schutz
andererseits ausgewogen berĂŒcksichtigen, um den damit begrenzten Zielkorridor
kollisionsfrei begehbar zu machen. Es muss zugleich realistischere, d. h. weniger
von normativen Idealen geprÀgte Annahmen in Bezug auf die bereits existieren-
den Bedingungen von Big Data treffen. Denn schlieĂlich muss ein solches Kon-
zept flexibel und schnell umsetzbar sein und nicht zuletzt die inhaltlichen wie
kommunikativen.
Voraussetzungen erfĂŒllen, um einen breiten Konsens zu ermöglichen bzw.
mehrheitsfÀhig zu sein.
Der dafĂŒr erforderliche Paradigmenwechsel im (politischen) Umgang mit Big
Data, wie er sich aktuell abzeichnet, ist wie in Tab. 1.1 zusammenzufassen.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207