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172 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger
Zustimmungswerte â selbst zur Frage einer staatlichen Algorithmenaufsicht
(âAlgorithmenpolizeiâ) â verdeutlichen die groĂe Bedeutung, die den Kriterien
der Gerechtigkeit fĂŒr eine breite gesellschaftliche Akzeptanz von Big Data und
KĂŒnstlicher Intelligenz zukommt.
WĂ€hrend sich kein deutlicher Zusammenhang mit Bildung oder Geschlecht
zeigt, nimmt die Zustimmung zu den in Tab. 3.18 abgebildeten Thesen ab, je jĂŒn-
ger die Befragten sind (ohne Abbildung). Möglicherweise deutet sich hier ein all-
mÀhlicher Einstellungswandel an. Allerdings liegen die Erwartungen auch bei den
JĂŒngeren noch auf einem hohen Niveau.
3.6.3 Bewertung von Paradigmen in der Datenpolitik
In der Analyse der politischen Diskussion wurde in Kap. 1 ein vorsichtiger
Wandel der Paradigmen, die von politischen EntscheidungstrĂ€gern fĂŒr den
gesellschaftlichen Umgang mit Big Data und KĂŒnstlicher Intelligenz formu-
liert werden, gezeigt. Da diese abstrakten Leitbilder die meisten Befragten
ĂŒberfordern wĂŒrden, haben wir konkretere Aussagen bewerten lassen, die aus den
jeweiligen Anschauungen abgeleitet wurden (siehe Tab. 3.19).
Vom Datenschutz zur DatensouverÀnitÀt?
WÀhrend das Datenschutzkonzept neben Regulierung auf AufklÀrung, Trans-
parenz und Zustimmungsvorbehalte setzt, steht DatensouverÀnitÀt (im Sinne
einer aktiv ausgeĂŒbten Datenhoheit der Nutzer) fĂŒr eine gezielte Verwendung der
eigenen Daten. In den Antworten der Befragten werden beide Positionen (etwas
mehr die âDatenschutzâ-Position) eher zustimmend bewertet. Das Selbstbild der
Befragten widerspricht also nicht notwendigerweise einem Ideal des BĂŒrgers als
ein aktiver, aber selektiver Datengeber (wie auch im Folgenden deutlich wird),
auch wenn dieses Ideal vor dem Hintergrund des zu beobachtenden Nutzerpara-
doxons zumindest derzeit wenig realistisch erscheint.
Von der Regulierung zur Daten-Ethik?
Die GegenĂŒberstellung enger Regulierung durch den Gesetzgeber versus sub-
sidiÀr gestalteter, innerhalb eines flexiblen Handlungsrahmens auf AbwÀgungen
und Selbstverpflichtungen beruhender Datenethik fÀllt eindeutig zugunsten der
gesetzlichen Regulierung aus. Dennoch findet auch der Gedanke freiwilliger
Selbstverpflichtungen eine recht breite Zustimmung, ein Hinweis darauf, dass
solche Unternehmen oder Branchen, die ein hohes Vertrauen in der Ăffentlichkeit
genieĂen, hier einen Wettbewerbsvorteil erlangen könnten.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207