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1893.9
Fazit
â DatenschutzmaĂnahmen an Computer und Smartphone werden â gerade
von datenschutzsensiblen BĂŒrgern â durchaus genutzt.
â Die groĂe Mehrheit verhĂ€lt sich in Bezug auf DatenschutzmaĂnahmen
âpragmatischâ (negativ formuliert lieĂe sich auch sagen: âleicht fahrlĂ€ssigâ).
Jeder fĂŒnfte Nutzer zeigt sich âdatenschutz-phlegmatischâ, nicht einmal
jeder zehnte ist konsequent âdatenschutz-aktivâ.
3.9.2 Neue Paradigmen fĂŒr Politik, Wirtschaft und
Gesellschaft?
BĂŒrger befĂŒrworten ein persönliches Eigentum an den eigenen Daten, sind skep-
tisch gegenĂŒber allen Arten automatisierter Entscheidungen und sind nur sehr
begrenzt bereit, den Datenschutz zugunsten der internationalen Wettbewerbs-
fÀhigkeit der Wirtschaft hintenanzustellen.
Es herrscht breiter Konsens bezĂŒglich der Grundanforderungen an daten-
gestĂŒtzte Systeme, nĂ€mlich Fairness und Nachvollziehbarkeit. Das impliziert
Transparenz, Vertrauen oder Kontrolle sowie Diskriminierungsfreiheit, Neutrali-
tÀt, DatenqualitÀt und Datensicherheit. (Die Forderungen nach DatenqualitÀt und
Transparenz stellen den Einsatz unstrukturierter Daten und selbstlernender Algo-
rithmen aus technischer Sicht vor eine groĂe HĂŒrde, siehe Kap. 2).
Neue Paradigmen in der politischen Diskussion betonen DatensouverÀnitÀt
statt Datenschutz, freiwillige Datenethik der Unternehmen anstelle strikter Regu-
lierung, sowie Open-Data-AnsÀtze anstelle oder ergÀnzend zum klassischen Wett-
bewerbsrecht.
⹠Die Konzepte von Datenschutz versus eigenverantwortlicher DatensouverÀni-
tĂ€t des Einzelnen schlieĂen sich aus Sicht der Befragten nicht aus, sondern
werden gleichermaĂen geteilt. Dennoch ist den meisten der Gedanke eher
fremd, Daten im Sinne einer Ware zu âtauschenâ (auch wenn dies faktisch
schon breite gesellschaftliche RealitĂ€t ist) oder gar zu âverkaufenâ oder zu
âspendenâ. Ist der gesellschaftliche Nutzen aber offensichtlich (wie im Fall der
medizinischen Forschung gegeben), erhöht sich die Bereitschaft zur Daten-
ĂŒberlassung ganz erheblich.
âą Ăberwiegend fordern die BĂŒrger jedoch eine enge staatliche Regulierung des
Umgangs mit Daten. Der eigentlich gegenteilige Gedanke einer weitgehend
freiwilligen Selbstverpflichtung der Unternehmen findet zwar ebenfalls eine
recht breite Akzeptanz, dĂŒrfte aber im Detail stark vom Vertrauen in ebenjene
abhÀngen.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207