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102 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services âŠ
Befragten begrĂŒĂen (Schlingensiepen 2017). Dies lĂ€sst sich damit begrĂŒnden,
dass die eigene Gesundheit fĂŒr den BĂŒrger ein sehr wertvolles Gut ist und bei
besserer Hilfe, beispielsweise weil der Arzt einen guten Ăberblick ĂŒber den
Gesundheitszustand bekommt, die Risiken schwÀcher bewertet werden. Ebenso
kann davon ausgegangen werden, dass eine Verbesserung der medizinischen Leis-
tung im Interesse aller ist. So beschneidet der starke Datenschutz die Chance und
damit den groĂen Mehrwert, der beispielsweise durch das Fortschreiten der For-
schung auf Basis groĂer Datenmengen erreicht werden kann. Die Forschung und
damit das Wissen in der Medizin, die QualitÀt der Behandlung und letztlich die
Gesundheit des Einzelnen werden damit nachhaltig gestört. Dies gilt zumindest
in Deutschland und Europa. Die datenbasierte Forschung auch und gerade im
Gesundheitswesen wird beispielsweise in den USA und in China stÀrker voran-
getrieben (PwC 2018), was letztlich auch zum komparativen Nachteil von BĂŒr-
gern und Unternehmen hierzulande fĂŒhren kann.
Es entsteht daher ein Spannungsfeld, das es nicht nur rechtlich, sondern auch
politisch und vor allem im Dialog mit den BĂŒrgern zu lösen gilt. Hierbei muss
ein AbwÀgen zwischen dem Missbrauchsrisiko und der Datennutzung und -aus-
wertung zur Verbesserung der Medizin erfolgen, wobei der Wille und die WĂŒn-
sche der BĂŒrger im Vordergrund stehen mĂŒssen. Der Datenschutz hat in diesem
Zusammenhang eine wichtige Funktion, sollte aber möglichst nicht die Poten-
ziale beschneiden, die neue technologische Möglichkeiten heute bieten. FĂŒr
viele Anwendungen lassen sich die HĂŒrden des Datenschutzes vermutlich durch
ausdrĂŒckliche EinwilligungserklĂ€rungen der Betroffenen zur Datenerhebung,
-speicherung, -analyse und -weitergabe ĂŒberwinden. In Betracht kommen dabei
auch âDatenspendenâ an Forschungseinrichtungen o. Ă€. Das gilt aber nicht fĂŒr
jede Situation. Beispielsweise ist die Voraussetzung zur Einwilligung bei einem
Unfall, um gesundheitsrelevante Daten an einen Arzt oder ein Krankenhaus zu
ĂŒbermitteln, damit schneller eine adĂ€quate Hilfe bestimmt und organisiert werden
kann, vielfach nicht zweckmĂ€Ăig oder unerfĂŒllbar (Bass 2017, S. 34 f.). Allzu res-
triktive Datenschutzbestimmungen sind etwa in einer solchen Situation nicht hilf-
reich und sind vor allem nicht im Interesse derjenigen, die mit den Regelungen
eigentlich geschĂŒtzt werden sollen.
2.3.4 Rolle der Versicherer
Die Potenziale, die aufgrund der Menge an Daten und neuen Technologien in der
Lebenswelt Gesundheit erwachsen, sind vielseitig und bringen viele Chancen,
auch fĂŒr die Versicherer. Wie in Abschn. 2.3.2.2 (Digitale Krankenversicherer am
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207