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268 Handlungsfelder
Netzwerke: Korrespondenzen
Über Fürstinnenkorrespondenzen ist in den letzten Jahren verstärkt geforscht und publi-
ziert worden. Deshalb ist mittlerweile bekannt, dass es nichts Ungewöhnliches war, dass
Fürstinnen des Reiches ebenso wie europäische Königinnen zum Teil sehr umfangreiche
und verzweigte Briefwechsel führten, und zwar auch dann, wenn sie nicht als Regentinnen
zu eigenständigem politischen Handeln aufgerufen waren94. Gut dokumentierte Brief-
wechsel fürstlicher Frauen konnten Hunderte von Korrespondentinnen und Korrespon-
denten sowie Tausende von Briefen umfassen. Leider sind nur sehr wenige von ihnen ei-
nigermaßen umfassend bis heute überliefert, und dieses Problem stellt sich ebenso für die
Frauen des Hauses Habsburg und damit die Kaiserinnen.
Zur Überlieferung
Es ist evident, dass diese umfangreiche Korrespondenzen führten – dafür spricht beispiels-
weise die Instruktion für den Obersthofmeister von Königin Maria Anna aus dem Jahr
1631, in der festgehalten wird, dass die Königin eine Korrespondenz „so wol die compli-
ment alß negotia betreffendt“ führen werde, die vom Obersthofmeister zu beaufsichtigen
sei, um zu verhindern, dass etwa unverdiente Bittsteller Berücksichtigung finden würden.
Abfassen sollte die Briefe ein Schreiber, der sie zu einem festgelegten Termin zur Unter-
schrift vorzulegen hatte, damit „nit etwan anderwerts allerlay schreiben und intercessionen
erpracticiert“ würden95. Allerdings versah Obersthofmeister Franz Christoph Khevenhüller
diesen Artikel der Instruktion zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Kommentar: „Von
den correspondenzen und hin und wider remittierung der schreiben wird mir niemalß
nichts communiciert, allein etliche complimenten betreffend sein mir, auf teutsch zuand-
worten, von ir Mt. der Khönigin zuegestëlt [worden], die sein solito stylo und gebiereten
tittl geschriben und verfërttigt worden.“96 Auch die Instruktion von 1652 für den Oberst-
hofmeister von Eleonora Gonzaga-Nevers hielt fest, dass Bittschreiben nur über den Amts-
träger an sie gelangen sollten, um die „authoritet und reputation“ der Kaiserin nicht über
Gebühr zu belasten. Empfehlungen und Suppliken, die „den statum publicum, oder die
94 Z. B. Keller, Kurfürstin; Bepler, Dynastic positioning; Essegern, Kanzlei; Schneikart, Briefe;
Sánchez, Lord of my soul; Broomhall, Letters; Bastian, Verhandeln in Briefen (mit weiterer
Literatur); zu Inhalten etwa Daybell, Letter-Writers, 43.
95 Die Edition der Instruktion bei Keller, Hofdamen, 222–231, Zitat 228f.
96 Keller, Hofdamen, 229, Fn. 62.
https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0
© BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin
Reich, Ritual und Dynastie
- Title
- Die Kaiserin
- Subtitle
- Reich, Ritual und Dynastie
- Author
- Katrin Keller
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21338-3
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Kaiserin und Reich: Einleitung 9
- An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
- Überblick 22
- Wie wird man Kaiserin? 29
- Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
- Die Majestas-Debatte 36
- Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
- Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
- Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
- Die Erzämter 53
- Das Ius Primariarum Precum 58
- Schluss 62
- Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
- Der rituelle Ablauf 68
- Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
- Der Ablauf der Krönung 71
- Ritual und Geschlecht 82
- Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
- Kaiser und Kurfürsten 87
- 1612: Der Neuanfang 103
- 1630: Die Verlegenheitslösung 110
- 1637: Kaiserin und Königin 114
- 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
- 1690: Zeremonialkonflikte 133
- 1742: Abgesang? 142
- Schluss 153
- Kaiserinnen in den Medien 157
- Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
- Eigenständige Publikationen 161
- Chronikwerke 171
- Zeitungen 178
- Die Krönung als Medienereignis 181
- Medienformen 183
- Die Krönungsbeschreibungen 191
- Texte und Bilder 200
- Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
- Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
- Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
- Schluss 241
- Handlungsfelder 245
- Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
- Audienzen beim Reichstag 1653 252
- Audienzen in Wien 254
- Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
- Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
- Netzwerke: Korrespondenzen 268
- Zur Überlieferung 268
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
- Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
- Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
- Fürbitten 279
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
- Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
- Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
- Die Begründung der Regentschaft 300
- Zum Selbstverständnis der Regentin 304
- Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
- Schluss 319
- Kaiserin und Reich: Schluss 323
- Anhang 331
- Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
- Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
- Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
- Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
- Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
- Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
- Tabellenverzeichnis 354
- Abbildungsverzeichnis 355
- Abkürzungsverzeichnis 356
- Quellenverzeichnis 357
- Literaturverzeichnis 367
- Gedruckte Quellen und Editionen 367
- Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
- Literatur 378
- Personenregister 410
- Ortsregister 427