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Fürbitten 279
der Kaiserin, führt schließlich noch zu einem letzten Element von Netzwerken, die ins
Heilige Römische Reich reichten, und deren Wirksamkeit zweifellos weiterer Untersu-
chung bedürfte: zu den von Kaiserin Eleonora Gonzaga-Nevers gegründeten Damen-
orden. Die Markgräfin ebenso wie zwei ihrer Schwestern waren in den siebziger Jahren
des 17. Jahrhunderts Mitglied im Damenorden der „Sklavinnen der Tugend“141, den die
Kaiserin einige Jahre früher (1662) gegründet hatte. Hier wurden fürstliche und adlige
Damen katholischer wie protestantischer Konfession aufgenommen, die sich durch ihren
tugendhaft-höfischen Lebenswandel auszeichneten und diesen an den Höfen des Reiches
verbreiten sollten. Leider ist über den Orden nur sehr wenig bekannt, und wie sich die
Ordensaktivitäten gestalteten, liegt weitgehend im Dunkeln. Dies gilt ebenso für den
zweiten, 1668 von der Kaiserin-Witwe gegründeten Orden, den wesentlich bekannteren
„Sternkreuzorden“142. In diese Gebetsgemeinschaft katholischer Damen wurden sowohl
hochrangige adlige wie fürstliche Damen aus dem Umfeld des Wiener Hofes wie aus Fa-
milien des Heiligen Römischen Reiches aufgenommen. Beide Vereinigungen, von denen
die zweite bis heute existiert, weisen Kontakte der Kaiserinnen in die adlig-fürstliche Ge-
sellschaft des Reiches aus. Welche Relevanz diese erlangen konnten, was die Mitgliedschaft
– jenseits eines Statusgewinns – für die Ordensdamen bedeutete, wäre Gegenstand einer
eigenen Studie.
Fürbitten
Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II)
Grußbriefe, die als Einzelstücke wenig aussagekräftig waren, in ihrer Summe aber sehr
wohl ein Bild vom Platz der Kaiserin im Reich als fürstlichem Kommunikationsraum
zeichnen können, bildeten wie gesagt einen erheblichen Teil der Korrespondenzen. Im Fall
des genauer analysierbaren Briefregisters von Kaiserin Eleonora Magdalena von Pfalz-Neu-
burg lässt sich gut die Hälfte der dokumentierten Texte als solche Statuskorrespondenz
bezeichnen. Quantitativ nur wenig kleiner war jedoch die zweite Kategorie von Briefschaf-
ten, die sich nach ihrem Inhalt als Empfehlungen und Fürbitten identifizieren lassen, also
Schreiben, mit denen die Kaiserin – von Dritten aufgefordert oder aus eigenen Erwägun-
gen heraus – bei Fürstinnen und Fürsten, bei weltlichen und geistlichen Amtsträgern Für-
sprache in den verschiedensten Angelegenheiten einlegte.
141 Zu den Sklavinnen der Tugend siehe Keller, Damen der Kaiserin.
142 Zum Sternkreuzorden zuletzt Telesko, Kreuzreliquie; Wiesflecker, Sternkreuz-Orden (allerdings
mit einem Schwerpunkt im 19. Jahrhundert); Manni, Versamblung.
https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0
© BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin
Reich, Ritual und Dynastie
- Title
- Die Kaiserin
- Subtitle
- Reich, Ritual und Dynastie
- Author
- Katrin Keller
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21338-3
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Kaiserin und Reich: Einleitung 9
- An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
- Überblick 22
- Wie wird man Kaiserin? 29
- Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
- Die Majestas-Debatte 36
- Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
- Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
- Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
- Die Erzämter 53
- Das Ius Primariarum Precum 58
- Schluss 62
- Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
- Der rituelle Ablauf 68
- Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
- Der Ablauf der Krönung 71
- Ritual und Geschlecht 82
- Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
- Kaiser und Kurfürsten 87
- 1612: Der Neuanfang 103
- 1630: Die Verlegenheitslösung 110
- 1637: Kaiserin und Königin 114
- 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
- 1690: Zeremonialkonflikte 133
- 1742: Abgesang? 142
- Schluss 153
- Kaiserinnen in den Medien 157
- Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
- Eigenständige Publikationen 161
- Chronikwerke 171
- Zeitungen 178
- Die Krönung als Medienereignis 181
- Medienformen 183
- Die Krönungsbeschreibungen 191
- Texte und Bilder 200
- Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
- Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
- Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
- Schluss 241
- Handlungsfelder 245
- Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
- Audienzen beim Reichstag 1653 252
- Audienzen in Wien 254
- Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
- Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
- Netzwerke: Korrespondenzen 268
- Zur Überlieferung 268
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
- Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
- Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
- Fürbitten 279
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
- Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
- Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
- Die Begründung der Regentschaft 300
- Zum Selbstverständnis der Regentin 304
- Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
- Schluss 319
- Kaiserin und Reich: Schluss 323
- Anhang 331
- Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
- Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
- Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
- Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
- Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
- Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
- Tabellenverzeichnis 354
- Abbildungsverzeichnis 355
- Abkürzungsverzeichnis 356
- Quellenverzeichnis 357
- Literaturverzeichnis 367
- Gedruckte Quellen und Editionen 367
- Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
- Literatur 378
- Personenregister 410
- Ortsregister 427