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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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23Einführung (z.B. Ercole in cielo von Pietro Pariati) oder aus der antiken Geschichte wie Scipio (z.B. Scipione nelle Spagne von Apostolo Zeno) illustrieren die auch in der Devise des Herrschers genannten wesentlichen Charaktereigenschaften, die 1723 in der Krö- nungsoper Costanza e Fortezza von Pariati zum titelgebenden Thema der Darbie- tung werden. Selbst die Faschingsopern reihen sich mit wenigen Ausnahmen (z.B. jene über den Don-Quijote-Stoff) in die Kategorie des historischen Librettos ein und bieten moderate Beispiele von eher tragikomischen Situationen, welche nicht mehr wie bei Minato das radikale Potential einer verrückten Gegenwelt haben. Mit der Berufung von Pietro Metastasio, der ab 1729 für mehr als ein halbes Jahrhundert als Hofdichter in Wien tätig ist, erreicht die italienische Literatur in Österreich den Gipfel ihrer Bedeutung im Verhältnis zu der Produktion auf der Apenninenhalbinsel, weil damit der zu dieser Zeit in seinem Heimatland bedeu- tendste Autor in einem Gebiet außerhalb der eigenen Nationalliteratur wirkt. Ne- ben der reichen Produktion in den zwei Generationen vor und der einen Generation nach Metastasio dokumentiert vor allem das Werk dieser Dichterpersönlichkeit den Anspruch der österreichischen Länder, den bedeutendsten Beitrag aller nicht italo- phonen Gebiete zur italienischen Literatur geleistet zu haben. In dem quantitativ relativ bescheidenen, in seiner poetischen Qualität von der Kritik aber hoch gelobten Œuvre Metastasios entfaltet sich in den beispielhaften Handlungen der zumeist historischen Figuren das bereits zuvor entwickelte Ge- dankengut der Aufklärung. Das gilt beispielhaft für sein beinahe 60 Jahre nach der Erstaufführung von W. A. Mozart wieder aufgegriffenes Libretto von La clemenza di Tito (1734). In einer Kombination von römischer Historiographie, antiker Moral- philosophie und spätbarocken Vorbildern geht es bei dieser Auffassung vom (Musik) Theater nicht mehr um die Darstellung von Herrschertugenden anhand historischer Persönlichkeiten und Gegebenheiten, sondern hier steht mit Tito laut Einschätzung der Zeitgenossen eigentlich Kaiser Karl VI. selbst auf der Bühne. Die Milde des Herrschers erhöht seine moralische Überlegenheit über seine Feinde, seine vorbild- liche Geduld bringt Verlorenes zurück und sichert das Bestehende, so dass das Recht letzten Endes deshalb siegen kann, weil aus der Höhe der kaiserlichen Machtposi- tion im göttlichen Auftrag Gnade erteilt wird. Sowohl in seinen geistlichen als in seinen weltlichen Libretti manifestieren sich Metastasios aufklärerische Ideen von der dank göttlicher Gnade sich ausbreitenden Vernunft in der in seinen Werken immer wieder abgewandelten Lichtmetaphorik. Dieser Symbolgehalt des Lichtes als göttliche Quelle der menschlichen Erkenntnis wird häufig als Brennpunkt der moralischen und philosophischen Tugenden mit anderen ebenso metaphorisch dar- gestellten Vorzügen des Kaiserhofes kombiniert.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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