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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung114 dieser Pfarre existiert neben der spanischen Bruderschaft Corporis Christi auch eine „Wällische Bruderschaft“ genannte Bruderschaft der Gnade Gottes, die mit Bewil- ligung des Wiener Bischofs Franz Ernst von Trautson im Jahr 1691 gegründet und von Leopold I. bestätigt wird und als deren Mitglied sich Nicolò Minato in seinem Testament bezeichnet. Aber schon zu dieser Zeit macht sich im Zuge der Frühaufklärung eine immer heftigere Kritik an dem barocken Wesen der Bruderschaften bemerkbar. So etwa kritisiert der italienische Priester und Universalgelehrte Ludovico Antonio Mura- tori (1672–1750), dessen Ideen am Wiener Hof unter Maria Theresia sehr inten- siv rezipiert werden, in seinem Ende des 18. Jahrhunderts in zahlreichen deutschen Ausgaben erschienenen Werk Wahre Andacht des Christen unter anderem auch die Bruderschaften scharf.226 Die meisten von ihnen werden – ebenso wie die als rein kontemplativ eingestuften Orden – im Laufe der von Kaiser Joseph II. vorangetrie- benen Kirchenreform ab 1781–2 aufgehoben und ihr Vermögen einem Schul- und einem Armenfonds zugeteilt. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien Unter derartigen Bedingungen – den gesellschaftlichen Veränderungen im Zeichen der katholischen Gegenreformation im Allgemeinen und der verstärkten Präsenz italienischer Geistlicher im Besonderen – scheint es nur natürlich, dass die von inter- essierten Laien rezipierte Literatur religiösen Inhalts nachhaltig von italienischspra- chigen Vorbildern geprägt ist. Diese spirituellen Schriften finden im italienischen Original, in ihrer italienischen Übersetzung (wie z.B. zahlreiche spanische Werke) oder in ihrer deutschen Übersetzung227 eine von der Forschung nur sehr schwer zu erfassende Verbreitung, da sie der Kategorie der Gebrauchsliteratur zuzuzählen sind, deren materieller Verschleiß allein schon die Anzahl der überlieferten Exemp- reich, Bayern und der Schweiz. Festschrift für Gustav Gugitz zum achtzigsten Geburtstag. Wien 1954, 245–273, Tafel XVI–XVII. 226 Winkelbauer: Volkstümliche Reisebüros oder Werkzeuge obrigkeitlicher Disziplinierung, S. 157f. Zu Muratoris Einfluss auf Österreich vgl. das Kapitel über die katholische Frühaufklärung. 227 Wie facettenreich die religiöse Literatur dieser Zeit sein kann, illustriert das Beispiel des spanischen Jesuiten Gaspar de Loarte (1498–1578), der vorwiegend in Italien lebt und die meisten seiner Werke auf Italienisch verfasst. Sein 1557 erstmals veröffentlichtes Werk Essercitio della vita Christiana erscheint nach zwei vorausgehenden Übersetzungen von 1574 und 1584 in einer weiteren Übersetzung 1653 in Wien unter dem Titel Arsenale Oder Zeughauß/ Darinnen Waffen vnd Hülffsmittel wider die Versuchungen der Hauptlastern; Übung der Welschen Sprach; schöne Biblische Figuren/ vnd nutzliche Gebett/ zu Hauß vnd Kirchen zugebrauchen/ zu finden.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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