Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Page - 87 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 87 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

Image of the Page - 87 -

Image of the Page - 87 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

Text of the Page - 87 -

87Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen Die um die Mitte des 16. Jahrhunderts aus Italien in die nordeuropäischen Länder vordringende Musica reservata, wie sie Adrianus Petit Coclico (1499–1562), Schüler von Adrien Willaerts (~1490–1562), in seinen so betitelten Psalm-Motetten (Nürn- berg 1552) bezeichnet, versteht sich ausdrücklich als eine den Kennern aus gebil- deten Führungsschichten vorbehaltene Form von Musik.164 Ausdrucksstarke geist- liche, aber speziell für die ‚reservierte‘ Aufführungspraxis im Hofmilieu besonders geeignete weltliche Musikgattungen kommen der bereits in den humanistischen Li- teratur- und Gesellschaftsmodellen vorgegebenen Pflege der interpretativen Künste wohl sehr entgegen, so z.B. die Ballata an jedem Tagesende in Giovanni Boccaccios Decameron, die Atmosphäre in Bembos Asolani oder die Hinweise auf kultivierte Mu- sikliebhaber in Castigliones oben erwähntem Libro del cortegiano.165 Durch die verstärkte Bedeutung der Vokalmusik und vor allem der Ausdrucks- ebene des Textes, welche sich in den Modulationen der Musik widerspiegelt, schaf- fen die italienischen Komponisten der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts neue Formen, die innovative Beziehungen zwischen literarischen Texten und teilweise volkstümlichen Melodien erlauben. Dazu gehören die neuen Gattungen der Vokal- musik wie die villotta,166 die frottola,167 der strambotto,168 die canzonetta und die villa- nella169 und natürlich das madrigale:170 Nel madrigale italiano e particolarmente in Marenzio e Monteverdi, l’accompa- gnamento musicale è fuso col canto e si mostra cosí aderente alle parole del testo che sembra spesso determinante la recitazione della poesia.171 164 Vgl. auch das Compendium musices von Coclico, ebenfalls Nürnberg 1552. 165 Vgl. Kapitel I.47: „Signori, disse, avete a sapere ch’io non mi contento del cortegiano s’egli non è ancor musico e se, altro allo intendere ed esser sicuro a libro, non sa di varii instrumenti […]“ (zit. nach der Aus- gabe von Amedeo Quondam und Nicola Longo, Mailand 1981, S. 99) Weiters das gesamte Kapitel II.13 über Instrumente und Gesang (mit einschränkenden Hinweisen für ältere Sänger und Musiker in II.14). 166 Ein vierstimmiges Lied aus dem Veneto. 167 Eine volkstümliche drei- oder vierstimmige Komposition in drei Strophen aus achtsilbigen Versen mit einer vierten Strophe als Refrain. 168 Ein einstimmiges Lied mit achtzeiligen Strophen aus elfsilbigen Versen. 169 Beide volkstümliche Kompositionen komischen Charakters aus Neapel. 170 Vier- bis sechsstimmige Kompositionen variabler Form, die vor allem auf ein perfektes Zusammenspiel zwischen Bedeutung des Textes und Musik ausgerichtet ist. 171 Nicola Gardini / Francesco Sberlati: Generi letterari. In: Luciano Formisano (Hg.): La letteratura ita- liana fuori d’Italia. = Enrico Malato (Hg.): Storia della letteratura italiana, Bd. XII. Rom 2002, S. 343– 397; hier S. 391.
back to the  book Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I"
Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die italienische Literatur in Österreich