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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock314 Die Gattung der Festa musicale wird in Wien noch einige Jahre weiter gepflegt, wie die anonymen Il convito di Giove (1699),574, Circe fatta saggia (1713) und Ercole in cielo (1713) illustrieren, wird aber dann zunehmend als Festa teatrale (per musica) bezeichnet. V.9 Faschingsopern Die Anfänge dieser Gattung in Wien sind wieder in der Regierungszeit von Ferdi- nand II. zu suchen, als erste Anstrengungen zur Nachahmung der repräsentativen Festlichkeiten an den norditalienischen Höfen (vorwiegend Mantua) und der sich etablierenden Unterhaltungsprogramme an den venezianischen Theatern unter- nommen werden. Es handelt sich bei den Faschingsopern um Musikdramen, die in ihren Dimensionen über die bisher beschriebenen Gattungen insofern hinaus- gehen, als eine strukturelle Unterteilung in Akte vorliegt und die Aufführung in der Regel eine Bühne mit gewissen technischen Voraussetzungen erfordert. Über die auf den Titelblättern angeführte Kategorie Dramma per musica hinaus werden hier auch anders bezeichnete Werke (z. B. Favola per musica, Dramma giocoso-morale oder Trattenimento per musica) eingereiht, die inhaltlich entsprechen und im Fasching auf- geführt werden. Ab 1670 verzichten die Faschingsopern darüber hinaus auf die bei anderen Hofopern üblichen Prologe und meist auch für die für Huldigungsfeste ty- pische Licenza. In ihrem Inhalt reihen sie sich in die Karnevalstradition ein, welche vorwiegend in den Wochen zwischen Epiphanie und Fastenzeit bestehende Verhältnisse durch ihre Karikatur bzw. Verkehrung in das Gegenteil lächerlich macht und in Frage stellt. Im höfischen Milieu respektiert dieses inhaltliche Konzept natürlich die Herr- scherfamilie und die kirchlichen Institutionen, kritisiert aber durchaus das Fehlver- halten höherer Funktionsträger und erlaubt sich in Einzelfällen (wie bei Minato) auch indirekte Ratschläge an den Kaiser. Die bevorzugten Stoffe sind auf Grund ihres Unterhaltungswertes zunächst komi- sche Liebesverwicklungen aus der Mythologie und im Schäfermilieu, überraschendes Verhalten in Liebesdingen historischer Persönlichkeiten sowie jede Form der Maske- rade. Die lächerlichen Aspekte der Protagonisten werden noch gesteigert durch die schrankenlose Dummheit bzw. die Triebhaftigkeit der Dienerfiguren, welche haupt- sächlich – wie oben erläutert – aus den Typen der Commedia dell’arte abgeleitet sind. 574 ÖNB Cod. Ser. n. 4.147: Il Conuito di Gioue. Festa musicale per il Giorno del gloriosissimo nome della Sacra Real Maestà della Regina de’ Romani Amalia Willelmina, per comando della Sacra Cesarea Real Maestà dell’Au- gustissimo Imperatore Leopoldo Primo.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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