Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Page - 79 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 79 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

Image of the Page - 79 -

Image of the Page - 79 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

Text of the Page - 79 -

II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich Auf der Basis des humanistischen Prinzips der imitatio der klassischen Autoren und der aemulatio in den neulateinischen Dichtungen begründet Pietro Bembo (1470– 1547) mit seinem Brief De imitatione 1512 und vor allem mit seinen Prose della volgar lingua 1525 in Italien die literarische Bewegung des Petrarkismus.146 Kaum ein zwei- tes Werk dürfte die theoretische Diskussion über die italienische Literatursprache so stark beeinflusst haben wie Bembos Abhandlung: das erste der drei Bücher der Prose della volgar lingua befasst sich mit den Fragen der Notwendigkeit einer standardi- sierten Schriftsprache und deren Wahl auf Grund von Ursprung und Entwicklung innerhalb der regionalen Sprachvarianten, das zweite konzentriert sich auf Überle- gungen zu einem vorbildlichen Stil, während das dritte schließlich eine eingehende Grammatik der gewählten, erstrebenswerten Ausdrucksweise enthält. Aus einer detailreichen Analyse vor allem von Petrarcas Canzoniere, der in Einzel- ausgaben dieser Zeit erstmals so bezeichnet wird,147 errichtet Bembo ein grammatika- lisches und stilistisches Regelgebäude für die lyrische Expressivität in Versen, das sich in Italien rasch als so verbindlich durchsetzt, dass selbst Ludovico Ariosto die letzte Fassung seines Orlando furioso 1532 nach diesen Vorschriften überarbeitet. Aus der konsequenten Abwandlung der dichterischen Rezepte Petrarcas entwickelt sich eine ganz Europa erfassende Schule, für die Bembo in seinen Rime 1530 das praktische Modell vorlegt. In immer raffinierteren Formen der literarischen Intertextualität und der damit verbundenen sozialen Kommunikation (z.B. in den venezianischen Salons oder in den Renaissancehöfen des Adels) bieten sich faszinierende Möglichkeiten für Amateure, an einer nicht auf Originalität, sondern auf geistreiche Variation des Be- kannten abzielenden Literaturproduktion teilzunehmen. Der ungeheure Erfolg des auf Bembos Regeln beruhenden Petrarkismus besteht in einer Dialektik zwischen der 146 Erika Kanduth: Der Petrarkismus in der Lyrik des deutschen Frühbarock. Vorbereitung, Entwicklung, Auswirkungen. Diss. Wien 1953. – Luzius Keller (Hg.): Übersetzung und Nachahmung im europäischen Petrarkismus. Studien und Texte. Stuttgart 1974. – Emanuela Hager: Übersetzungen und Nachdich- tungen von Sonetten Petrarcas in der europäischen Lyrik des 16. Jahrhunderts. Wien 1974. – Klaus W. Hempfer / Gerhard Regn / Sunit Scheffel (Hg.): Petrarkismus-Bibliographie 1972–2000. Stuttgart 2005. 147 Bis dahin findet sich nur die in Gesamtausgaben übliche Bezeichnung Rerum Vulgarium Fragmenta bzw. der Sammeltitel Cose volgari di Messer Francesco Petrarca für die volkssprachlichen Dichtungen.
back to the  book Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I"
Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die italienische Literatur in Österreich