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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Der italienische Humanismus in Österreich50 genarium de amore conveniat audire? Iuvenes animos res ista delectat et tenera corda deposcit. Senes autem tam idonei sunt amoris auditores quam prudentie iuvenes.69 Auf angebliches, rhetorisch vorgeschütztes Drängen von Sozzini erzählt er dennoch eine wahre Geschichte, um die zahlreichen Gefahren der Liebe (die der Autor selbst auch durchgestanden hat, wie er ähnlich Boccaccio in seinem Vorwort zum Deca- meron gesteht) zu illustrieren. Die Geschichte dieser beiden Liebenden könnte viel- leicht nützlich sein, denn die weibliche Hauptfigur starb an Liebeskummer und ihr Liebhaber litt auch zeit seines Lebens an der tragischen Erinnerung: Instruit hec historia iuvenes, ne militie se accingant amoris, que plus fellis habet quam mellis, sed obmissa lascivia, que homines reddit insanos, virtutis incumbant studiis, que possessorem sui sola beare potest. In amore autem quot lateant mala, si quis nescit, hinc poterit scire.70 Als der deutsche Kaiser Sigismund 1432 auf der Reise nach Rom mit seinem Ge- folge in Siena einzieht, kommen ihm die vornehmen Frauen der Stadt, unter ihnen die verheiratete Protagonistin Lucretia, in einer Prozession entgegen. Die erste Be- schreibung Lucretias folgt genau dem Blick des zunehmend interessierten Betrach- ters: größer als die anderen, goldblonde Haarfülle, darin Gold und Edelsteine, hohe harmonisch weite Stirn ohne Falten, dunkle und zart geschwungene Augenbrauen in perfektem Abstand, strahlende Augen voll sonnengleicher Kraft, gerade Nase, rosige Wangen mit Grübchen beim Lachen, schöner kleiner Mund, korallenrote Lippen, kleine regelmäßige Zähne wie aus Kristall und süßer Fluss der Rede.71 Es ist dies ein Porträt ganz in der Tradition des italienischen dolce stil nuovo des 13. Jahrhunderts und der petrarkistischen Liebeslyrik, verbunden mit metaphorischen Elementen der Bibel und klassischer Autoren. Der männliche Protagonist Euryalus, angeblich der 69 Chiarini (Hg.): Novelle italiane. Il Quattrocento, S. 132. 70 Chiarini (Hg.): Novelle italiane. Il Quattrocento, S. 136. 71 Statura mulieris eminentior reliquis. Comae illi copiosae et aureis laminis similes, quas non more virginum retrofusas miserat, sed auro gemmisque incluserat. Frons alta spatiique decentis nulla intersecta ruga. Superci- lia in arcum tensa, pilis paucis nigrisque, debito intervallo disiuncta. Oculi tanto nitore splendentes, ut in solis modum respicientium intuitus hebetarent. His illa et uccidere, quos voluti, poterat et mortuos, cum libuisset, in vitam resumere. Nasus in filum directus roseas genas aequali censura disterminabat. Nihil his genis amabi- lius, nihil delectabilius visu; quae, cum mulier risit, in parvam utrimque dehiscebant foveam. Nemo has vidit, qui non cuperet oculari. Os parvum decensque. Labia corallini coloris ad morsum aptissima. Dentes parvuli et in ordinem positi ex cristallo videbantur. Per quos tremula lingua discurrens non sermonem, sed harmoniam suavissimam movebat. (Piccolomini: Euryalus und Lucretia, S. 4 – 6; alle Zitate nach dieser Ausgabe.)
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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