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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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93Barocke Akademien Die erste dieser Hofakademien wird von Erzherzog Leopold Wilhelm (1614–62), dem Bruder von Kaiser Ferdinand III., zuerst in Brüssel 1656 (er ist zu dieser Zeit Statthalter der Niederlande)183 und dann in Wien 1657 initiiert, besteht aber ver- mutlich wegen des plötzlichen Todes des Kaisers nur etwas mehr als ein Jahr.184 Pro- tokolle über lediglich zwei Sitzungen, an denen auch der aus Modena stammende Feldmarschall Raimondo Montecuccoli (1609–80)185 unter dem Namen Il Distillato teilnimmt, sind in einer Handschrift (ÖNB Cod. 10.108) überliefert. Der Ablauf derartiger Akademiesitzungen leitet sich von typischen Textsorten der Renaissance her, wo moralphilosophische Dialoge in den zierenden Rahmen von zu dem selben Thema verfasster Lyrik gestellt werden: Die Poesie als Zierde besteht im Zusammenhang mit den akademischen The- men und ihrer Darlegung in Prosa und berücksichtigt das komplexe Anliegen, in geistvoller und beredter Konversation ein ausgeklügeltes System von Wis- senschaftlichkeit, weltlichem Philosophieverständnis und Morallehre mit gesell- schaftlichen Ambitionen zu verbinden.186 Als erstrebenswertes Ziel aller in diesem Rahmen vorgebrachten Anliegen gilt eine Antwort auf der Basis überraschender Spitzfindigkeit, also im Sinne eines geistrei- chen concetto und einer witzigen Pointe. Die erste Versammlung dieser Akademie, die in der Literatur laut De Bin fälschlich als Accademia de’ Crescenti bezeichnet wird,187 am 7. Januar 1657, zu der auch der Thronfolger Erzherzog Leopold seinen Beitrag in Form eines abschließenden Madrigals In lode degli Accademici leistet, be- schäftigt sich mit der Frage, ob die Schönheit der Seele jene des Körpers übertreffe. Die zweite Sitzung widmet sich der Frage, ob die Eifersucht als eine zerstörerische Qual oder eine belebende Würze für die Liebe gelten könne. In welchem Ausmaß sich aber der Herrscher selbst (mit dem Akademienamen L’Occupato) für die Idee dieses literarischen Zirkels interessiert und engagiert, be- zen.“ Der Kaiserhof im barocken Wien als Zentrum deutsch-italienischer Literaturbestrebungen (1653 bis 1718) am besonderen Beispiel der Libretto-Dichtung. Wien 1999. 183 Vgl. Renate Schreiber: Erzherzog Leopold Wilhelm. Bischof und Feldherr, Statthalter und Kunstsamm- ler. Diss. Wien 2001. 184 Vgl. Herbert Seifert: Akademien am Wiener Kaiserhof der Barockzeit. In: W. Frobenius / N. Schwindt- Gross / Th. Sick (Hg.): Akademie und Musik. Saarbrücken 1993, S. 215–223. 185 Vgl. Cesare Campori: Raimondo Montecuccoli, la sua famiglia e i suoi tempi. Florenz 1876. – Harms Kaufmann: Raimondo Graf Montecuccoli 1609–1680. Kaiserlicher Feldmarschall, Militärtheoretiker und Staatsmann. Diss. Berlin 1972. 186 Kanduth: Das geistlich-weltliche Konzept, S. 184. 187 De Bin: Leopoldo I imperatore, S. 13.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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