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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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129Die katholische Frühaufklärung Der Universalgelehrte, der als Priester in seiner dogmatischen Position zweifellos ein Antijansenist ist, tritt während der Comacchio-Affäre mit dem kaiserlichen Hof in Wien in Verbindung, um als Historiker zu den Gebietsstreitigkeiten Gutachten abzugeben.244 In Bezug auf Fragen der religiösen Reformen und der eventuellen Schaffung eines spezifisch österreichischen Katholizismus wird Muratori dann vor allem von Maria Theresia und ihren Beratern mehrfach konsultiert.245 Es handelt sich bei der katholischen Frühaufklärung vor allem um eine verstärkte Verinnerlichung der Frömmigkeit – und damit Ablehnung der so öffentlichen religiösen Praktiken der Gegenreformation – sowie einem zunehmenden Interesse für karitative Aktivitäten. In seinen beiden pastoraltheologischen Hauptwerken, dem Kaiser Karl VI. gewid- meten Traktat Della carità cristiana, in quanto essa è amore del prossimo (Modena 1723) und seiner programmatischen Schrift Della regolata divozione dei christiani (Venedig 1747) setzt sich Muratori vehement für diese zentralen Aspekte des neuen, wahren Christentums ein: Gerade Muratori ist ja ein typischer Vertreter dieser Tendenzen gewesen mit sei- ner Gegnerschaft gegen die ,Übertreibungen‘ von Heiligen- und Reliquienkult, für Einschränkung der Überzahl der Wallfahrten und Feiertage, für eine ‚regolata divozione dei cristiani‘, wie der Titel seines gerade in Österreich übersetzten Wer- kes lautet, das in der deutschen Übersetzung (‚Die wahre Andacht der Christen‘) zwischen 1751 und 1795 zwanzig verschiedene Auflagen (davon acht in Wien) erlebte.246 Die 1749 in Lucca erschienene und Andreas Jakob von Dietrichstein (1747–53 Erz- bischof von Salzburg) gewidmete, Abhandlung Della pubblica felicità oggetto de’ buoni principi247 enthält in ihrem Kapitel 6 Della religione das kirchenpolitische Programm Maria Theresias, ihrer Söhne Joseph II. und Leopold II. sowie ihres Enkelsohnes Franz II., nämlich den Kampf gegen die während der Gegenreformation entstan- 244 In der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek liegen zu dieser brisanten Frage einige Dokumente: die Codices 5568, Ser.n.1608/1, Ser.n.1608/3, Ser.n.1613/4 und Ser.n.4719/27. 245 Vgl. Elisabeth Zlabinger: Lodovico Antonio Muratori und Österreich. Innsbruck 1970, und dies.: L. A. Muratori und Österreich, mit Anhang: Die deutschen Übersetzungen von Muratoris Werk „Die wahre Andacht der Christen“. In: La fortuna di L. A. Muratori. Florenz 1975, S. 109–142. – Federico Aboaf: Lodovico Antonio Muratori nella repubblica delle lettere del Deutscher Sprachraum: tra Benedettini e Giurisdizionalisti (I). In: Giornale Storico della Letteratura Italiana CLXXXVII (2010), S. 370–391. 246 Wandruszka: Die katholische Aufklärung Italiens, S. 64. 247 Die deutsche Übersetzung erscheint 1758 in München unter dem Titel Von der Glückseeligkeit des gemei- nen Wesens, als dem Hauptzweck gut regierender Fürsten.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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