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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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145Italienische Truppen in Österreich und Böhmen presario 1586. Seine Witwe Apollonia führt das Hofballhaus dann bis zu ihrem Tod 1593.287 1575 tritt eine italienische Truppe am Kaiserhof auf, die in den Berichten ab- wechselnd als „Franciscina Comediandin“ oder als „Franciscina Comedianten“288 bezeichnet werden, was in der Forschungsliteratur lange zu der irrtümlichen Inter- pretation geführt hat, es handle sich um eine einzelne Komödiantin namens Fran- ceschina oder aber eine von ihr geleitete Kompanie. Schindler hat auf Grund des Zusatzes „…vnd seinen Mitgesellen“ in den Rechnungsbücher von Mai und Juni 1575289 den überzeugenden Schluss gezogen, dass es sich wohl um Battista Amo- revoli da Treviso handelt, der als männlicher Darsteller oft in der äußerst beliebten Rolle der komischen Dienerin Francischina Erfolge gefeiert hat. Es ist anzunehmen, dass diese Truppe den Kaiser auch auf dem anschließenden Reichstag in Prag, bei seiner dortigen Krönung im September 1575, bei seiner Krönung zum deutschen König in Regensburg und bei dem darauf folgenden glorreichen Einzug in Wien be- gleitet.290 Auf jeden Fall spielt Amorevoli-Franceschina im Dezember wieder nach- weislich in Wien und erhält dafür vom Kaiser 30 Gulden.291 Unklar bleibt bisher, ob die für 1576 immer wieder in der Literatur zitierte Tournee der berühmten Komödientruppe der Gelosi in Wien oder auf dem Reichs- tag in Regensburg vor Kaiser Rudolf II. tatsächlich stattgefunden hat oder ob es sich nicht um eine missverständliche Vermengung mit der Truppe von Amorevoli han- delt, der von den Zeitgenossen fallweise als Mitglied der Gelosi bezeichnet wird und sich möglicherweise unter diesem prestigereichen Titel in Wien präsentiert hat. Erzherzog Ferdinand II. von Tirol jedenfalls sieht die berühmten Comici Gelosi während des Karnevals in Venedig 1579 und beschließt, diese nach Innsbruck ein- zuladen.292 Aus den vergeblich gebliebenen Bemühungen und der damit verbunde- nen Korrespondenz geht hervor, dass schon Jahre zuvor ein gewisser „Maestro Ni- colò“ als Komödiant vor dem herzoglichen Hof aufgetreten ist.293 Der Landesfürst bemüht sich nachweislich immer wieder, anlässlich von Besuchen verwandter Herr- scher, italienische bzw. spanische Spaßmacher nach Innsbruck zu holen, was anschei- nend nur teilweise gelingt. Im Dezember 1589 wird in Mantua ein Vertrag mit einer nicht namentlich genannten Truppe aus dreizehn Männern und zwei Frauen ge- 287 Schindler: Zan Tabarino, S. 527f. 288 HKA, HZAB 29/1575, fol. 822v–823r. 289 HKA, HFP 313–E/1575, fol. 120v, und HKA, HZAB 29/1575, fol. 822v–823r. 290 Vgl. Karl Vocelka: Die politische Propaganda Kaiser Rudolfs II. (1576–1612). Wien 1981, S. 121–140. 291 HKA, HZAB 29/1575, fol. 892r. 292 Senn: Musik und Theater am Hof zu Innsbruck, S. 176f. 293 Senn: Musik und Theater am Hof zu Innsbruck, S. 177.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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