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155Italienische
Truppen in Österreich und Böhmen
folgenden Titel, welche im Druck immer als Scherzo scenico bezeichnet werden: La
pazzia meritevole (1696), La fede costante (1697) und L’Amor trionfante overo la Tiran-
nide placata (1697).324
1697 kommt die als Wällische Comödianten bezeichnete, aus ca. 20 Personen be-
stehende Truppe von Giovanni Nanini, der in der Rolle des Dottore auftritt, nach
Wien und zieht dann weiter nach Prag. Gemeinsam mit den hauptsächlich in
Krumau in Böhmen stationierten Eggenbergischen Komödianten und den berühmten
Sächsischen Komödianten von Catharina Elisabeth Velten spielen sie im Fasching 1699
wieder in Wien.
Im Februar 1699 wird bei Hof von Pagen die Komödie La Purità superiore alla Ge-
losia e alla Politica von Giovanni Battista Vidali (Vitali) gespielt, in welcher die ty-
pischen Figuren der Commedia dell’arte in das Reich des Mohrenkönigs Admiro
flüchten, wo Arlecchino irrtümlich zum König gekrönt wird. Nach den üblichen
Verwirrungen mit der Verbannung des Königs sowie Mord- und Selbstmordversu-
chen endet alles in einem lieto fine mit Doppelhochzeit.
Im Herbst des selben Jahres kommt der als Silvio bekannte Francesco Calde-
roni mit seiner Truppe nach Wien. Die immer noch überwältigende Beliebtheit der
italienischen Komödianten geht aus den von ihnen entrichteten Abgaben hervor:
Nanini und Calderoni leisten zusammen 420 Gulden, während die Eggenbergischen
Komödianten in der gleichen Spielzeit nur 120 Gulden entrichten.325 Diese günsti-
gen ökonomischen Bedingungen veranlassen Nanini vermutlich, in Wien zu bleiben
oder regelmäßig wieder zu kommen, denn er stirbt hier am 7. September 1708.326
Auch der bereits erwähnte Calderoni tritt immer wieder in Wien auf, wo 1699 bei
Johann Peter van Ghelen auch seine Bearbeitung von Gianbattista Boccabadatis
Quando sta peggio sta meglio, overo, la Dama innocente creduta colpevole erscheint.327 In
den Quellen finden sich Nachrichten über Auftritte Calderonis 1703 und 1707 im
324 Salzer: La Commedia dell’arte alla Corte di Vienna, S. 201.
325 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten, 7/1699 (31. Dezember 1699).
326 Gustav Gugitz: Die Totenprotokolle der Stadt Wien als Quelle zur Wiener Theatergeschichte des
18. Jahrhunderts. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Wiener Theaterforschung 1953–54 (1958), S. 114–
145; hier S. 133.
327 Pedro Calderón de la Barcas Komödie Peor está que estaba von 1630 bildet ohne Zweifel die Vorlage von
Boccabadatis Quando sta peggio sta meglio , das wiederum von Carl Ludwig Hoffmann als Quando Sta
Peggio Sta Meglio – Je Schlimmer es Steht Je besser es geht, Arlequins neü erlernte Kunst beÿ Hofe den man-
tel nach dem Winde zu drehen 1722–23 für eine deutsche Wandertruppe bearbeitet wird; Handschrift in
ÖNB Cod. 13.176, Ausgabe in Alfred Noe (Hg.): Band V. Italienische Spieltexte aus unveröffentlichten
Handschriften. Berlin 1999, S. 1081–1171 und 1277–1279; Kommentar in Alfred Noe: Spieltexte der
Wanderbühne. Band VI. Kommentar. Berlin 2007, S. 197–200.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549