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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Die italienische Improvisationskomödie164 Der komische Inhalt, der als unterhaltsames Moment befreienden Lachens dient, transportiert auch eine sozialpolitische Aussage, die heldenhaften Führungspersonen ein Recht auf leitende Funktionen einräumt und die ihnen untergebenen Dienerge- stalten, die wegen ihres Mangels an charakterlichen Qualitäten keine andere Posi- tion verdienen, auf den ihnen gesellschaftlich zukommenden Platz verweist. In dieser Hinsicht bedeutet die Verwandlung der Masken der Commedia dell’arte in die komischen Dienerfiguren der Hofoper nicht nur eine formale Transformation auf der Ebene der Namen und der nun bevorzugten Textstellen des Repertoires, sondern verändert auch deren Aussagekraft: In der Improvisa- tionskomödie kompensieren die mit einer primitiven Schlauheit ausgestatteten Diener, welchen ohne Zweifel die Sympathie des lachenden Publikums gilt, die ma- terielle Ungerechtigkeit der Gesellschaft, indem sie sich an den etwas dümmlichen Herrschaften schadlos halten. Die Spaßmacher der Hofoper hingegen bestätigen durch ihre charakterlichen Schwächen die soziale Ordnung, deren oberste Vertre- ter auf den vordersten Zuschauerrängen sitzen und die in der Fürstenverehrung der Schlussszene bejubelt werden. Figuren mit der Bezeichnung Bauer (villano) oder Diener (servo), mit dem Zusatz lustig (faceto) oder alt (vecchio) und fallweise mit einer körperlichen Deformation, um deren komische Funktion anzuzeigen, übernehmen die Funktion einer der Masken der Commedia dell’arte. So z.B. in Il Ciro crescente von Aurelio Amalteo, einer Folge von drei Szenen, welche im Juni 1661 in Schloss Laxenburg zusammen mit einer Adaptierung von Guarinis Pastor fido mit der Musik von Antonio Bertali und der Ballettmusik von Wolfgang Ebner aufgeführt wird: der Autor begnügt sich nicht mit Mandello, servo faceto di Celindo, sondern fügt noch ein lächerliches Paar (Caracaglio Tartaglia, servo di Tigrane, e Felerinda Tartaglia, serva di Berenice) hinzu, welches in seinen Ehestreitigkeiten die amourösen Abenteuer seiner Herrschaften karikiert. In den Libretti von Antonio Draghi, der zur Regierungszeit von Leopold I. der bedeutendste Komponist am Wiener Kaiserhof ist,359 finden sich z.B. Cimerone Bi- folco in L’Alcindo per musica vom Juni 1665 (mit der Musik von Antonio Bertali und der Ballettmusik von Johann Heinrich Schmelzer) oder Sardellone Villano und Bef- fana Vecchia Villana in der von Draghi, Leopold I. und Schmelzer 1666 vertonten Mascherata. In L’Almonte per musica von Antonio Draghi (im Juni 1661 mit der Musik von Giuseppe Tricarico in der Favorita aufgeführt) tritt ein Gelone servo Parasito auf und 359 Rudolf Schnitzler: The Sacred Dramatic Music of Antonio Draghi. Diss. Univ. of North Carolina, Chapel Hill 1971. – Emilio Sala / Davide Daolmi (Hg.): „Quel novo Cario, quel divin Orfeo“. Antonio Draghi da Rimini a Vienna. Atti del convegno internazionale Rimini 1998. Lucca 2000.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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