Page - 227 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Image of the Page - 227 -
Text of the Page - 227 -
227Geistliche
Musikdramen und Oratorien
Che volasti
Di due lumi ai bei splendori,
D’eternare se pensasti
La tua vita in vani ardori,
T’ingannasti.
Der 1605 in Verona geborene Antonio Bertali (Bertalli) ist ab 1624 am Wiener Kai-
serhof tätig, schreibt 1631 für die Hochzeit des künftigen Kaisers Ferdinand III. mit
der Infantin Maria Anna die Kantate Donna real, 1636 für den Reichstag in Regens-
burg seine Missa Ratisbonensis und 1637 sein Requiem pro Ferdinando II. Im Oktober
1649 wird er als Nachfolger von Giovanni Valentini Hofkapellmeister. Von seinen
ca. 600 Kompositionen ist nur etwa die Hälfte vorwiegend in Handschriften der
ÖNB und der Stiftsbibliothek Kremsmünster überliefert.
Im Advent 1661 werden in der Kapelle Eleonoras zwei anonyme Werke, San To-
maso. Oratorio und mit größter Wahrscheinlichkeit das in Wien gedruckte Dio huma-
nato. Oratorio, welches dem bei Seifert angegebenen Oratorio per lo Santissimo Natale
di Cristo entsprechen könnte,476 dargeboten.
Dieses Programm setzt sich fort in der Fastenzeit 1662 mit den nur als anonyme
Libretti überlieferten Oratorien Adamo et Eva und Il Diluvio in der Kapelle Eleo-
noras. Vermutlich am Gründonnerstag, den 6. April 1662, wird La Fede trionfante.
Pia rappresentatione von Antonio Draghi mit der Musik von Giuseppe Tricarico vor
dem Hl. Grab in der Kapelle Eleonoras gespielt. Darin überwindet die allegorische
Gestalt der Fede trotz der Spottreden des Centurione und des Soldato fariseo die
Zweifel von Longino, einem Hebreo pentito und schließlich von Due pellegrini, so-
zusagen den ersten Pilgern, welche die Passionsstätten aufsuchen. Daran schließt the-
matisch der Karfreitag in der Hofburgkapelle mit Le Lacrime della Vergine nel Sepolcro
di Christo von Vito Lepori vermutlich in der Vertonung von Pietro Andrea Ziani an.
Der 1634–35 in Rimini geborene Antonio Draghi wird vermutlich von Kaiserin-
Witwe Eleonora 1658 in ihren Hofstaat aufgenommen, wo er bis zum Kapellmeister
aufsteigt. 1673 wird er von Leopold I. in eine anscheinend speziell für ihn geschaf-
fene Funktion, nämlich jene des Intendente delle Musiche teatrali, befördert.477 Ab
diesem Zeitpunkt konzentriert sich Draghi, der bis zur Ankunft von Nicolò Mi-
nato 1669 auch einige Libretti verfasst, ausschließlich auf die Kompositionstätigkeit.
476 Seifert: Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 449.
477 Vgl. Nora Hiltl: Die Oper am Hofe Kaiser Leopolds I. mit besonderer Berücksichtigung der Tätigkeit
von Minato und Draghi. Diss. Wien 1974. – Emilio Sala / Davide Daolmi (Hg.): „Quel novo Cario, quel
divin Orfeo.“ Antonio Draghi da Rimini a Vienna. Lucca 2000.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549